Montreal ist Kanadas zweitgrößte Stadt. Fast vier Millionen Menschen leben in der Metropolregion. Zugleich ist sie auf unserem Ostkanada-Roadtrip die erste französischsprachige Bastion. Etwa 60 Kilometer vor der Stadt haben wir Ontario verlassen und die Grenze zur Provinz Québec passiert. Ab sofort ist die einzige offizielle Amtssprache also Französisch. Montreal liegt allerdings noch relativ nahe an den englischsprachigen Provinzen. Daher wird hier zwar auch viel Englisch gesprochen, Straßennamen und Ausschilderungen sind jedoch komplett auf Französisch.
Inhalt
Mont Royal
Nach unserer Ankunft von den Thousand Islands starten wir am Nachmittag mit der Erkundung Montreals. Unser erstes Ziel ist der Mont Royal, ein 233 Meter hoher Hügel im Zentrum der Stadt. Der Aufstieg über zahlreiche Stufen und durch einen bunten Herbstwald ist schweißtreibend, aber sehr schön. Oben angekommen werden wir von der Aussichtsplattform mit einem fantastischen Blick auf die Skyline von Montreal belohnt.
Wir spazieren wir noch ein bisschen entlang des Gipfels und machen uns dann auf den Weg nach Downtown Montreal. Heute Abend wollen wir eine lokale Spezialität kosten: Smoked Meat Sandwich. Das Montreal-style smoked meat wird mit einer speziellen Gewürzmischung geräuchert. Anschließend wird es in reichhaltiger Menge auf einem Sandwich serviert, garniert mit Pommes und Coleslaw – yummy!
Gut gesättigt treten wir den Rückweg zum Hotel an. Diesmal entscheiden wir uns für die unterirdische Variante. Unterhalb des Straßenniveaus liegt die Ville Souterraine. Dieses System von Passagen, Einkaufszentren und Verbindungstunneln ermöglicht es, fast die ganze Stadt unterirdisch zu durchqueren.
Plateau Mont-Royal
Nach einem Frühstück bei Tim Hortons (dem kanadischen Starbucks, geht immer) starten wir unseren Stadtrundgang. Unser erstes Ziel ist das Plateau Mont-Royal.
In diesem Szeneviertel sind in kleinen, eher älteren Gebäuden zahlreiche kleine Läden, Lokale und Ausgehmöglichkeiten zu finden. Außerdem ist das Viertel bekannt für seine tolle Street Art.
Wir schlendern entlang des Boulevards St.-Laurent, über die Avenue Duluth und wieder zurück über die Rue St.-Denis. So erhalten wir einen guten Eindruck von diesem sehr netten Viertel.
Die Rue St.-Denis führt uns im Süden direkt weiter nach Vieux-Montreal, dem ältesten Teil der Stadt. Die Gebäude hier stammen zum Teil noch aus der Zeit der Stadtgründung im 17. Jahrhundert. Bevor wir dieses Viertel näher erkunden, gehen wir erst noch weiter zum St.-Lorenz-Strom. Ganz Montreal (ohne Metropolregion) liegt auf einer Insel. Entlang des Ufers gibt es daher mehrere Anlegestellen für Boote und Schiffe aller Art. Ein schöner Uferpark mit toller Sicht auf die Altstadt vor der neuen Stadt lädt zum Schlendern ein.
Eigentlich wollen wir von hier mit einer Fähre auf die Île Sainte-Hélène übersetzen. Auf dieser kleinen vorgelagerten Insel fand 1967 die Weltausstellung statt. Davon ist insbesondere noch die architektonisch interessante Biosphère erhalten. Der kugelrunde Kuppelbau enthält heute ein Umweltmuseum. Leider befinden sich die Fähren wider Erwarten bereits in der Winterpause. Deshalb entfällt dieser Teil des Plans und es bleibt bei der Aussicht auf die Insel.
Vieux-Montreal
Von der Uferpromenade ist es nur ein kurzer Weg zurück nach Vieux-Montreal, das wir uns nun näher anschauen. Das markanteste Gebäude ist sicherlich der Marché Bonsecours. Die alte Markthalle erinnert uns an das US-Kapitol in Washington.
Ein Stück weiter durch die alten Gässchen folgt der Place Jacques-Cartier. Er ist dem gleichnamigen französischen Seefahrer und Entdecker gewidmet.
Der Platz ist abfallend aufgebaut, am oberen Ende befindet sich das sehr schöne Rathaus, auf dem Weg nach unten gibt es viele kleine Restaurants.
Ein paar Querstraßen weiter kommen wir schließlich zum Place d’Armes, wo die Kathedrale Marie-Reine-du-monde steht. Gegen Mittag endet hier unser Rundgang.
Durch ein paar weitere schöne Gassen und das unterirdische Passagensystem Ville Souterraine kehren wir für eine kurze Mittagspause zurück in unser Hotel.
Ein Wiedersehen nach langer Zeit
Am Nachmittag gibt es ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten. Geneviève und ihr Freund (inzwischen Mann) Daniel holen uns vom Hotel ab. Geny war 2008 als Couchsurferin zu Gast in meiner früheren WG in Wien. Ich hatte ihr geschrieben, dass wir nach Montreal kommen und sie hatte sofort angeboten, sich Zeit für uns zu nehmen. Die zwei wollen uns ihre Lieblingsplätze in der Stadt zeigen und wir fahren gleich los.
Wir starten die Tour mit einem sehr guten veganen Smoothie in einer Saftbar im Plateau Mont-Royal. Danach bringen uns die beiden zu einem weiteren Aussichtspunkt auf dem Mont Royal, von dem aus wir das architektonisch ungewöhnliche Olympiastadion sehen können. Leider fängt es just in diesem Moment ziemlich an zu regnen, weshalb die Sicht sehr eingeschränkt ist.
Oratoire Saint-Joseph
Also fahren wir stattdessen ein bisschen durch Montreals Villenviertel und sehen die Residenzen der Reichen und Schönen. Schließlich erreichen wir unser nächstes Ziel, das Oratoire Saint-Joseph. Hier waren Geny und Daniel selbst lange nicht. Wie so oft ist Besuch ein guter Anlass, die eigene Stadt zu erkunden.
Der Bau des Oratoriums wurde in den 1930er-Jahren begonnen und erst 1967 beendet. Es ist die größte Kirche Kanadas und zugleich der höchste Punkt Montreals. Wirkt der Bau von außen noch recht imposant, so kann der Innenraum nur noch mit dem Charme der 60er-Jahre aufwarten. Eine aufwändige Innenausstattung suchen wir vergebens. Dafür gibt es im angeschlossenen Museum unter anderem das einbalsamierte Herz von Bruder André, dem Initiator dieses Bauwerks, zu bestaunen. Warum auch nicht? Deutlich interessanter ist der Kirchenvorplatz mit seiner schönen Sicht auf Montreal.
Nach dem Besuch des Oratoires kehren wir zurück ins Stadtzentrum für einen abendlichen Spaziergang durch den Parc La Fontaine. Dann wollen uns die beiden eine Spezialität Montreals in einem ihrer absoluten Lieblingsrestaurants näherbringen: Die Poutine.
Poutine: Eigenwillig, aber gut!
Um die Entstehung dieses Gerichts ranken sich viele Geschichten und mehrere Städte im Umkreis beanspruchen die Erfindung für sich. Ungeachtet der tatsächlichen Herkunft zählt die Poutine heute zu den beliebtesten Fast-Food-Gerichten Kanadas. Sie besteht aus drei Hauptzutaten: Pommes und Cheddarkäse in groben Stücken, übergossen mit Bratensauce.
Unser Restaurant für heute Abend, La Banquise, hat daraus einen regelrechten Kult entwickelt. Ergänzt um die verschiedensten Zutaten gibt es das Gericht hier in knapp 30 Variationen. Wir entscheiden uns, einmal die klassische Variante zu nehmen und einmal „La Rachel“. Letztere ist zusätzlich mit grüner Paprika, Zwiebeln und Champignons garniert. Entgegen aller Befürchtungen ob dieser interessanten Kombination schmeckt es uns ganz ausgezeichnet. Wir sind sehr begeistert von dieser Spezialität, die du in Montreal unbedingt probieren solltest!
Frisch gestärkt machen wir uns auf ins Vices & Versa. Über 30 Biersorten von lokalen Brauereien hat die Bar im Angebot. Ich probiere ein Bier namens „Kellerbier“, das seinem deutschen Namen allerdings keine Ehre macht. Währenddessen erfahren wir von den beiden viele interessante Dinge über Kanada. Zum Beispiel, dass die Kinder in der Provinz Québec frühestens ab der fünften Klasse Englisch lernen. Sie sind also im Grunde genau so wenig oder viel Muttersprachler wie wir.
Ein gemütlicher Ausklang
Wir lernen außerdem, dass in Montreal bessere Bagel als in New York erzeugt werden sollen. Natürlich lassen es sich die beiden nicht nehmen, uns gleich davon zu überzeugen. Wir fahren zu Fairmount Bagel, einem der beliebtesten Bagelläden der Stadt. Mit einigen frischen Sesambagels und dem obligatorischen Cream Cheese im Gepäck machen wir uns auf den Weg zum letzten Stopp des heutigen Tages. Geny und Daniel wollen uns noch ihr Haus zeigen, das sie kürzlich gekauft und fast fertig renoviert haben.
Nach einer kurzen Führung durch das hübsche Häuschen genießen wir gemeinsam die Bagels und plaudern über Gott und die Welt. Kurz nach Mitternacht setzen uns die zwei wieder am Hotel ab und ein schöner Tag in einer interessanten Stadt geht zu Ende. Schon morgen setzen wir unsere Reise fort und tauchen noch tiefer in die frankophone Provinz ein. Nächster Halt: Québec.
Die komplette Route unseres Ostkanada-Roadtrips in der Übersicht:
Reisetipps Montreal
Hotel in Montreal
Delta Hotel by Marriott Montreal, 475 President-Kennedy Avenue
Delta Hotel by Marriott Montreal auf booking.com *
Schönes, modernes Hotel in Downtown Montreal. Tiefgarage im Gebäude, gratis WLAN.
Restaurants in Montreal
- Reuben’s Deli & Steaks, 1116 Sainte-Catherine W., reubensdeli.com
Hippes Lokal in Downtown Montreal mit hervorragendem Smoked Meat Sandwich. - La Banquise, 994 rue Rachel Est, labanquise.com
Das quirlige Lokal bietet den Einheimischen zufolge die beste Poutine der Stadt an. Die lange Schlange vor dem Eingang scheint dies zu bestätigen. Unbedingt probieren! - Vices & Versa, 6631 boulevard St-Laurent, www.vicesetversa.com
Gemütliche Bar mit riesiger Bierauswahl. - Fairmount Bagel, 74 Fairmount West, www.fairmountbagel.com
Kleine aber feine Backstube mit ausgezeichneten Bagels bis spät in die Nacht.
Transport vor Ort
Wie üblich haben wir das Stadtzentrum von Montreal weitgehend zu Fuß erkundet. Es gibt jedoch auch ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz mit U-Bahnen und Bussen.
Reiseinfos Kanada
Sprache
Englisch, Französisch
Zeitzone
MEZ -4:40 bis -9, UTC -3:30 bis -8, teilweise Sommerzeit. Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz variiert somit.
Währung
Kanadischer Dollar (CAD), 1 CAD (~ 0,73 EUR) = 100 Cent. Kreditkartenzahlung ist weit verbreitet. Wie in den USA ist die Mehrwertsteuer nie in die ausgewiesenen Preise eingerechnet. Sie variiert nach Provinz und beträgt zwischen 5 und 15 %.
Roadtrip-Info
Rechtsverkehr. Die Straßen sind breit und gut ausgebaut, die Autos daher oft entsprechend überdimensioniert. Sicherheitshalber solltest du einen internationalen Führerschein dabeihaben, da das europäische Scheckkartenformat nicht überall anerkannt wird. Parkverbotszonen sind deutlich gekennzeichnet.
Tempolimit je nach Provinz außerorts und auf Autobahnen 80-110 km/h, innerorts 40-50 km/h.
Achtung: Auch tagsüber muss das Abblendlicht eingeschaltet sein.
Achtung: An Schulbussen, die mit Warnblinkanlage halten, darfst du nicht vorbeifahren.
Auf manchen Streckenabschnitten oder Brücken ist eine Maut zu entrichten. Dafür wird dein Kennzeichen erfasst und der Betrag direkt von der beim Autovermieter hinterlegten Kreditkarte abgebucht.
Strom/Adapter
110 V/60 Hz, Adapter Typ A/B * (wie USA) notwendig.
Trinkgeld Restaurant
Trinkgeld ist in Kanada ein elementarer Gehaltsbestandteil des Servicepersonals. Man gibt also mindestens 15 %. Wenn man zufrieden war, auch mehr. Kann direkt ins Kreditkartengerät eingegeben oder bar auf dem Tisch hinterlassen werden.
Trinkgeld Taxi
Im Taxi rundet man den Fahrpreis ebenfalls um etwa 15 % auf.
Trinkgeld Hotel
Gepäckträger: 1-2 CAD pro Gepäckstück
Reinigungspersonal: ca. 1-2 CAD pro Tag, da das Reinigungspersonal nicht immer dasselbe ist, hinterlässt man das Geld täglich im Zimmer, deutlich als Trinkgeld erkennbar.
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Hallo Wolfgang,
Danke für deine tollen Reisetips, eine Frage hätte ich aber noch :)
Über welchen Anbieter habt ihr euer Auto gemietet? Habe nämlich gelesen, dass die Einweggebühr zwischen Toronto und Montreal nicht bei allen Anbietern wegfällt.. vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße
Michèle
Hallo Michèle,
sehr gerne! :) Wir hatten damals bei Hertz gemietet, da gab es keine Einweggebühr zwischen den Flughäfen.
Liebe Grüße
Wolfgang
Hallo wir werden in 3 Wochen ebenfalls die Route Toronto nach Montreal anstreben mit Zwischenstop in Kingston. Habt Ihr Euch den Mietwagen direkt vom Flughafen in Toronto genommen und wo habt Ihr den Wagen wieder abgegeben?
Lg Susann
Hallo Susann,
Eine schöne Route habt ihr euch da ausgesucht! Ja, wir hatten den Mietwagen direkt in Toronto am Flughafen übernommen. Die Rückgabe in Montréal war ebenfalls am Airport, da zwischen den beiden Flughafenstationen bei unserem Vermieter keine Einweggebühr berechnet wurde. Schaut in dem Fall nur vorher, ob eure Unterkünfte in Toronto und Montreal Parkmöglichkeiten anbieten. Das kann sonst schnell ins Geld gehen und die gesparte Einweggebühr zunichte machen.
Lg
Wolfgang
Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Das hilft uns schon weiter! Wir freuen uns schon total auf die Reise !Vielen Dank für die tollen Tips hier auf der Seite!
Lg
Susann
Sehr gerne! Dann habt eine tolle Reise und genießt Kanada!
LG
Wolfgang
Ich freu mich jetzt schon – wir werden nächsten Herbst in den Osten Kanadas reisen – ähnliche Route wie ihr. Am meisten beruhigt mich, dass es auch in Montreal Poutine gibt :-) Hab das im Westen Kanadas schon geliebt – das muss ein Schwabe erfunden habe – Pommes mit Soße und Käse – ich könnt mich reinlegen ;-) Toller Bericht, hab mir einige Punkte rausgeschrieben.
LG,
Ela
Hi Ela,
danke dir! Freut mich, wenn wir dir bei der Reiseplanung helfen konnten! Oh ja, Poutine fanden wir auch ganz großartig. Ich kannte es vorher noch nicht und war sofort begeistert. :)
Liebe Grüße
Wolfgang
Tolle Eindrücke!!!