„Das liegt ja mitten in der Pampa“ — Dieses geflügelte Wort ist für El Calafate absolut zutreffend. Die rund 17.000 Einwohner des kleinen Städtchens leben inmitten der kargen Steppenlandschaft. Braun- und Gelbtöne beherrschen das Bild. Nur nicht am Nordende der Stadt. Dort breitet sich der fast schon unnatürlich blaue Lago Argentino aus. In Argentiniens größten See würde der Bodensee dreimal hineinpassen. Sein leuchtendes blassblau bekommt der See durch Sedimente aus den Gletschern, die an seinem Westufer das ewige Eis aus den Anden herabschieben. Bei einer Jeeptour in die umliegenden Berge lernen wir El Calafates tolle Natur näher kennen.
Inhalt
Eine Jeepsafari ins Nirgendwo
Ein Allradantrieb ist für einen Ausflug in die Umgebung unerlässlich. Kaum verlassen wir das Stadtzentrum, werden die asphaltierten Straßen schnell zu Schotterpisten. Die Stadt liegt auf rund 200 Metern Seehöhe. Der Weg steigt jedoch schnell an und schraubt sich auf über 900 Meter in die Berge. So dauert es nicht lange, bis wir einen ersten Aussichtspunkt erreichen und spektakuläre Blicke auf El Calafate und den See genießen.
Unterwegs erklärt uns unser Fahrer viel über die Landschaft und die Tierwelt der Region. Zwar ist die Natur karg, sobald jedoch ein kleiner Flusslauf vorbeizieht, sprießt, grünt und blüht es überall. Kaninchen hoppeln über die Straße, kleinere Vogelarten flattern wild auf und bunte Blüten bedecken das niedrige Gras.
Auch an trockeneren Stellen wächst der Calafate-Strauch. Er ist in Patagonien allgegenwärtig. Seine kleinen, blauen Beeren erinnern an Heidelbeeren und werden zu Marmelade, Likör oder Kuchen verarbeitet. Die Legende besagt, wenn man vor Ort eine Calafate isst, wird man wieder nach Patagonien zurückkehren. Nur um sicherzugehen tun wir das. Allerdings sind die Beeren noch nicht ganz reif und daher ziemlich sauer.
Nandus und Guanakos
Plötzlich bremst unser Fahrer und reicht uns das Fernglas. Auf einem Hang in der Ferne hat er Nandus entdeckt. Diese Laufvögel sind mit dem afrikanischen Strauß verwandt und in Südamerika weit verbreitet. Durch ihr graubraun meliertes Gefieder sind sie hervorragend getarnt. Trotz Fernglas und genauer Erklärung dauert es lange, bis wir die Tiere erspähen. Deutlich leichter zu erkennen ist eine andere Gattung, die auf einmal über eine Bergkuppe spaziert: Guanakos. Sie sind die wild lebende Urform des domestizierten Lamas und im Süden des Kontinents fast überall zu finden.
Wir beobachten die drolligen Tiere eine Weile, bevor wir unsere Fahrt fortsetzen. Je tiefer wir in die Berge hineinfahren, desto bewusster wird uns die unglaubliche Weite der Landschaft. Mitten im Nirgendwo steigen wir zu einem kurzen Spaziergang aus. Um uns herum unberührte Natur so weit das Auge reicht. Über uns am Himmel zwei kleine schwarze Punkte. „Das sind Kondore,“ sagt unser Fahrer. „Sie nisten in den Steilhängen und jagen Nagetiere für ihre Jungen.“ Mit Spannweiten über drei Meter ist der Kondor Südamerikas größter Greifvogel. Allerdings ist er sehr scheu und somit selten aus der Nähe zu sehen.
Ein Abendessen mit Aussicht
Außerhalb der wenigen Städte ist die Pamparegion nur spärlich besiedelt. Meistens gehört das Land zu einer riesigen Estancia. Bei diesen südamerikanischen Rinderfarmen sind Ländereien von mehreren tausend Hektar keine Seltenheit. Eines der größten jemals verkauften Grundstücke bedeckt gut 4.000 Quadratkilometer Land. Das entspricht etwa eineinhalb mal der Größe Luxemburgs und gibt einen guten Eindruck von der unfassbaren Größe Argentiniens. Abseits der Haupt- und Wohngebäude der Farmer sind die Flächen kaum bebaut. In unregelmäßigen Abständen gibt es jedoch Schutzhütten für die Gauchos. Die südamerikanische Version des Cowboys zieht mit den riesigen Rinderherden durch die Lande, immer auf der Suche nach dem besten Gras.
Wir sind heute ebenfalls auf Privatbesitz unterwegs, auch wenn es nicht so wirkt. Die Estancia wird noch bewirtschaftet. Mit Touristen verdient sich der Betreiber ein bisschen was dazu. Und so genießen wir heute in einer der einfachen Schutzhütten ein köstliches Abendessen bei herrlicher Aussicht. Die Berge färben sich langsam golden und mit der untergehenden Sonne machen wir uns auf den Rückweg zu unserer Unterkunft im Tal.
Fazit
El Calafate ist ein guter Zwischenstopp auf einer Patagonien-Rundreise. Das kleine Stadtzentrum bietet von Hostels bis Hotels alle Unterkunftskategorien, viele Restaurants und mehrere Einkaufsmöglichkeiten. Wenn du dich für Vögel interessierst, findest du außerdem an der Lagune des Lago Argentino mehrere Beobachtungspunkte.
Für viele Reisende ist die Stadt nur der Ausgangspunkt für einen Ausflug zum nahegelegenen Perito-Moreno-Gletscher. Es lohnt sich jedoch, auch einen Abstecher in die umliegenden Berge zu machen. Die karge Pampa mit ihren tollen Farbtönen bedeckt einen großen Teil Argentiniens und gehört zu Patagonien einfach dazu.
Reisetipps El Calafate
Hotel in El Calafate
Hotel Sierra Nevada, Avenida del Libertador 1888
Hotel Sierra Nevada auf booking.com *
Gemütliches Hotel mit schönem Garten in Fußnähe zum Seeufer. Gutes Frühstück, gratis WLAN.
Restaurant in El Calafate
Mi Rancho 2, 9 de Julio 200-298
Traditionell eingerichtetes Restaurant mit sehr guten, typisch argentinischen Spezialitäten aber auch besonderen Gerichten, z. B. Guanako-Eintopf. Achtung: Es gibt zwei Lokale in der gleichen Straße, beide gehören zum gleichen Betreiber. Das kleinere Mi Rancho ist jedoch meistens ausgebucht. Im größeren Mi Rancho 2 ist es leichter, einen Platz zu bekommen.
Transport vor Ort
Im Stadtzentrum von El Calafate kannst du alles zu Fuß erledigen. Der Flughafen liegt etwas außerhalb der Stadt und ist mit Taxis oder Shuttlebussen erreichbar. Touren ins Umland und zum Perito-Moreno-Gletscher findest du bei verschiedenen Anbietern. Buchungen sind online oder in der Tourist Info möglich.
Reiseinfos Argentinien
Sprache
Spanisch
Zeitzone
MEZ -4, UTC -3, keine Sommerzeit. Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz variiert somit.
Währung
Argentinischer Peso (ARS), 1 ARS (~0,0078 EUR) = 100 Centavos, Stand Januar 2019
Strom/Adapter
220 V/50 Hz, Adapter Typ I * notwendig. Manchmal gibt es Doppelsteckdosen, in die auch die europäischen Flachstecker passen.
Trinkgeld Restaurant
Wenn das Trinkgeld nicht in der Rechnung enthalten ist („servicio incluido“), sind für guten Service 5-10 % des Rechnungsbetrags angemessen. Das Trinkgeld wird bar auf dem Tisch liegengelassen.
Trinkgeld Taxi
Trinkgeld im Taxi ist unüblich. Wer zufrieden ist, kann nach eigenem Ermessen aufrunden.
Trinkgeld Hotel
Gepäckträger: 1 EUR (~130 ARS) pro Gepäckstück
Reinigungspersonal: ca. 1-2 EUR (~130 ARS) pro Tag
* Mit Sternchen (*) gekennzeichnete Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf den Link klickst und darüber etwas kaufst/buchst, bekommen wir vom Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht. Wir empfehlen nur Unterkünfte, Produkte und Buchungsportale, die wir selbst für gut befunden haben.
Toller Bericht und Bilder. Heute in Calafate angekommen, durch Zufall drauf gestossen. Schöner Einblick!
Lieben Gruß,
Antje
Hi Antje,
leider ist dein Kommentar im Spamfilter gelandet und ich habe ihn jetzt erst entdeckt. Daher noch ein verspätetes Danke! Ich hoffe, du hattest eine tolle Zeit in Patagonien!
Liebe Grüße
Wolfgang