Bamberg und Coburg: Ein Wochenende in Oberfranken


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Bamberg, Coburg und Umland: Ein Wochenende in Oberfranken

Sich auf die Spuren der eigenen Vergangenheit zu begeben, ist immer spannend und ein guter Anlass für eine Reise. Meine Abstammungslinie mütterlicherseits lässt sich über mehrere hundert Jahre nach Oberfranken zurückverfolgen. Erst als Jugendliche zogen meine Mutter und ihre Schwestern mit meinen Großeltern in den Münchner Raum. Bis dahin waren Bamberg und Coburg ihre Heimat. Das haben wir zum Anlass genommen, die beiden Städte gemeinsam mit meiner Patentante und meinem Onkel an einem Wochenende näher kennenzulernen. Soviel vorweg: Ein Besuch lohnt sich!

Bamberg

Mit knapp 80.000 Einwohnern gehört Bamberg zu den größeren Städten in Bayern. Die nahezu unversehrt erhaltene Altstadt ist heute UNESCO-Weltkulturerbe. Das Stadtzentrum liegt komplett auf einer Insel zwischen zwei Armen der Regnitz, die kurz hinter Bamberg in den Main mündet. Am besten erkundest du die verwinkelten Straßen und Gassen zu Fuß.

Entlang der Regnitz ins Zentrum

Wir starten unseren Rundgang entlang der Regnitz, einer zentralen Verkehrsader der Stadt. Ihr nördlicher Arm ist Teil des Rhein-Main-Donau-Kanals und der Bamberger Hafen ein wichtiger Warenumschlagplatz. Am südlichen Arm geht es ruhiger zu und schöne Wohnhäuser belegen die Logenplätze.

Je näher wir dem Zentrum kommen, desto dichter wird die Bebauung. Schließlich erreichen wir mit Klein Venedig unser erstes Highlight in Bamberg.

Klein Venedig

Einst eine Fischersiedlung im Nordwesten der Altstadt, ist Klein Venedig heute eines der hübschesten Stadtviertel. Dicht an dicht drängen sich die Fachwerkhäuser, deren Ursprünge teilweise bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.

Die winzigen Vorgärten direkt am Wasser sind begehrt. Kleine Kähne und größere Ausflugsboote schippern gemächlich den Fluss entlang in Richtung Altstadt. Entlang des Flussufers lässt es sich hervorragend flanieren.

Altstadt

Bambergs Altstadt hat eine über 1.000-jährige Geschichte. Entsprechend vielfältig ist die Bebauung. Kleine alte Fachwerkhäuser, prunkvolle Palais und schöne Barockhäuser wechseln sich ab. Hinter jeder Kurve gibt es wieder etwas zu entdecken.

Im Herzen der Altstadt gelangen wir zu zwei weiteren Inseln. Die größere Geyerswörth-Insel beheimatet unter anderem das Residenzschloss Geyerswörth. Die kleinere hingegen wird vollständig vom Alten Rathaus eingenommen.

Altes Rathaus

Der Legende nach wurde das Alte Rathaus im Wasser errichtet, weil der Bischof den Bürgern keinen Platz dafür gewähren wollte. Entstanden ist ein faszinierendes Gebäude mit zahlreichen bunten Fassadenmalereien. An der Südspitze der künstlich angelegten Insel bot ein angebautes Fachwerkhaus den Wachleuten eine Unterkunft.

Um die Wandbilder besonders realistisch wirken zu lassen, experimentierten die Künstler mit plastischen Elementen. Und so ragt noch heute ein Engelsbein aus der Rathauswand.

Domplatz und Bamberger Dom

Nun machen wir uns auf den Weg hinauf. Erhöht auf einem Plateau über der Stadt liegt der große Domplatz mit dem mächtigen Bamberger Dom. Gleich vier Türme zieren die Ecken des langgezogenen Gebäudes.

Innen ist der Kaiserdom aus dem 13. Jahrhundert nicht minder beeindruckend. Im hinteren Teil des Längsschiffs liegt das heiliggesprochene Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde in einem prächtigen Hochgrab begraben.

Über sie wacht auf einem Sockel an einer Säule der Bamberger Reiter. Er ist eines der Wahrzeichen der Stadt, nicht zuletzt wegen seiner mysteriösen Herkunft. Bis heute ist unklar, wen die Skulptur darstellt. Ihr Detailgrad und ihre Positionierung im Hauptschiff der Kirche lassen auf eine bedeutende Persönlichkeit schließen. Allerdings fehlen die typischen Insignien eines weltlichen oder geistlichen Herrschers und es finden sich keinerlei Hinweise oder Inschriften.

Alte Hofhaltung

Gleich neben dem Dom befindet sich die Alte Hofhaltung. Der gut erhaltene Gebäudekomplex umfasste einst Haus und Hof der Erzbischöfe. Heute ist er ein Museum.

Neue Residenz und Rosengarten

Direkt gegenüber steht die Neue Residenz. Sie löste 1602 die Alte Hofhaltung als Residenz der Fürstbischöfe ab.

In ihrem Innenhof liegt der schön begrünte Rosengarten. Von ihm hast du eine tolle Aussicht über die tiefer liegende Altstadt.

Von Apfelweibla und Schlenkerla

Der fränkische Dialekt arbeitet ausgiebig mit der Verkleinerungsform -la. Ein Beispiel dafür ist das Apfelweibla. Dieser Türknauf in der Altstadt (Eisgrube 14) erlangte Bekanntheit durch den Schriftsteller E. T. A. Hoffmann. Er lebte einige Jahre in Bamberg. In seiner Erzählung „Der goldne Topf“ stößt ein Student den Korb einer alten Apfelhändlerin um. Anstatt ihr zu helfen, flüchtet er. Als er später eine neue Stelle antritt, erscheint ihm dort die alte Frau im Türgriff.

Auch sonst findet sich die Verkleinerungsform in der Altstadt immer wieder, insbesondere auf alten Gasthäusern und Gebäuden.

Das berühmteste -la ist jedoch sicherlich das Schlenkerla. Diese Gaststätte in der Dominikanerstraße ist die Heimat des „Aecht Schlenkerla Rauchbiers“, eine Bamberger Spezialität. Im Brauprozess wird das Malz über einem Buchenholzfeuer getrocknet und dabei geräuchert. Dadurch bekommt das Bier einen speziellen, rauchigen Geschmack, für den es weit über die Grenzen Bambergs hinaus bekannt ist. Eine Verkostung sei dir also auf jeden Fall empfohlen!

Aussicht von der Altenburg

Südwestlich des Stadtzentrums thront die Altenburg auf einem der sieben Hügel Bambergs. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und war ursprünglich ein Zufluchtsort in Zeiten von Angriffen. Im Spätmittelalter diente sie den Bamberger Bischöfen als Residenz, bevor sie Mitte des 16. Jahrhunderts zerstört wurde.

Inzwischen ist die Burg weitestgehend wieder aufgebaut. Heute findest du dort eine Gaststätte und Veranstaltungsräumlichkeiten. Von der Aussichtsterrasse hast du außerdem einen fantastischen Blick über Bamberg.

Coburg

Gut 50 Kilometer nördlich von Bamberg liegt Coburg. Bedeutung erlangte die Stadt ab dem späten 16. Jahrhundert als Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Coburg. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs wurde der stetig wachsende Kleinstaat von hier regiert. 1920 entschied sich Coburg gegen einen Zusammenschluss mit Thüringen und wurde schließlich Teil von Bayern.

Altstadt

Coburg hat eine kleine, gut erhaltene Altstadt. Ihr Zentrum ist der große Marktplatz mit seinen prachtvollen Gebäuden, allen voran das Rathaus und das Stadthaus.

In der Mitte des Platzes thront eine Statue des Prinzen Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Seine Vermählung mit Königin Victoria von Großbritannien und Irland verschaffte dem Herzogtum enormen Einfluss.

Coburger Bratwurst

Auf dem Marktplatz kannst du außerdem eine Spezialität der Stadt probieren: die Coburger Bratwurst. Sie wird traditionell über dem offenen Feuer gegrillt. Der Holzkohle werden getrocknete Kiefernzapfen beigemischt, die der Wurst ihr typisches Aroma verleihen.

Schlossplatz mit Schloss Ehrenburg

Auch abseits des Marktplatzes lohnt es sich, durch die hübschen Gassen zu schlendern. Etwas weiter östlich gelangst du zum Schloss Ehrenburg. Hier residierten die Herzöge von Sachsen-Coburg über viele Jahrzehnte.

Rund um den Schlossplatz findest du das Landestheater und einige weitere schöne Palais. Direkt dahinter schließt sich der weitläufige Hofgarten an, dessen nordöstliches Ende die Veste Coburg markiert.

Veste Coburg

Die Veste Coburg ist eine der größten Burganlagen Deutschlands und hat die Jahrhunderte gut überdauert. Schon seit dem 10. Jahrhundert thront sie auf ihrem Burghügel über der Stadt und wurde stetig erweitert.

Einer ihrer berühmtesten Bewohner war Martin Luther. Er hatte 1530 vor, am Reichstag in Augsburg teilzunehmen. Dort wollte er die Anerkennung des Protestantismus vorantreiben. Da er jedoch unter Reichsacht stand und somit vogelfrei war, wäre die Anreise zu gefährlich gewesen. Er suchte daher Zuflucht in der Veste Coburg und beriet seine Gesandten per Brief.

Heute beherbergt die Veste eine umfangreiche Kunstsammlung, die du im Rahmen einer Führung besichtigen kannst. Dabei bekommst du auch einen Einblick in das Leben zu Luthers Zeiten.

Basilika Vierzehnheiligen

Etwa auf halber Strecke zwischen Bamberg und Coburg liegt die Basilika Vierzehnheiligen. Sie ist eine wichtige Wallfahrtskirche und vor allem wegen ihrer prachtvollen Innenausstattung einen Besuch wert.

Schloss Weißenstein

Gut 20 Kilometer südlich von Bamberg im kleinen Örtchen Pommersfelde steht das beeindruckende Schloss Weißenstein. Erbaut wurde es im frühen 18. Jahrhundert als Sommerresidenz für den Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn. Das Schloss befindet sich noch immer im Besitz der Familie Schönborn, die bis heute wichtige kirchliche Würdenträger stellt.

Bei einer lohnenswerten Führung siehst du die detaillierten Deckenfresken und prachtvoll verzierten Prunksäle. Fotografieren ist nicht erlaubt, daher verweisen wir für ein paar Eindrücke auf die Website des Schlosses Weißenstein.

Fazit

Bamberg und Coburg haben uns auf ganzer Linie überzeugt! Nicht nur weil ich dadurch ein Stück mehr meiner eigenen Geschichte kennengelernt habe, sondern weil die beiden Städte wirklich schön sind. Insbesondere die tolle Altstadt von Bamberg ist eine Reise auf jeden Fall wert. Oder um es auf Fränkisch zu sagen: „Allmächd na, is Bamberrrch schöö!“

Geschichtliche Hintergrundinfos und viele weitere Empfehlungen für Bamberg von einer Einheimischen findest du bei Ilona vom Blog Wandernd.

Reisetipps Bamberg und Coburg

Hotel in Bamberg

Welcome Hotel Residenzschloss Bamberg, Untere Sandstraße 32
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Schöne, geräumige Zimmer im alten Residenzschloss, fußläufig zur Innenstadt gelegen. Gutes Frühstück, gratis WLAN, Parken in der hauseigenen Tiefgarage.

Restaurants in Bamberg

Schlenkerla, die historische Rauchbierbrauerei, Dominikanerstraße 6
www.schlenkerla.de
Eine Institution in Bamberg. Gute fränkische Spezialitäten, z. B. gefüllte Bamberger Zwiebeln. Aufgrund der Bekanntheit des Schlenkerla-Rauchbiers meist gut besucht, reservieren ist also sinnvoll.

Transport vor Ort

Die Stadtzentren von Bamberg und Coburg erkundest du bequem zu Fuß, alles ist gut erreichbar. Auf die Altenburg kommst du entweder mit dem Bus oder einer geführten Stadttour.

Zwischen Bamberg und Coburg fahren regelmäßig direkte Züge. Die Fahrzeit beträgt je nach Verbindung etwa 25-40 Minuten.

Reiseinfos Deutschland

Sprache
Deutsch

Zeitzone
MEZ, UTC+1, Sommerzeit von März bis Oktober. Kein Zeitunterschied zu Österreich/Schweiz.

Währung
Euro (EUR), 1 EUR = 100 Cent

Roadtrip-Info
Rechtsverkehr. Straßen gut ausgebaut und in gutem Zustand. Keine Maut. Kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Auf Schnellstraßen und Landstraßen 100 km/h. Innerorts 50 km/h.

Strom/Adapter
230 V/50 Hz, kein Adapter notwendig.

Trinkgeld Restaurant
Je nach Zufriedenheit ca. 10 %. Das Trinkgeld wird direkt beim Bezahlen zusammen mit dem Rechnungsbetrag als Gesamtsumme beglichen.

Trinkgeld Taxi
Wer zufrieden ist, rundet den Fahrpreis um ca. 10 % auf.

Trinkgeld Hotel
1-2 EUR für Reinigungspersonal und Kofferträger pro Tag bzw. Gepäckstück


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6 Gedanken zu „Bamberg und Coburg: Ein Wochenende in Oberfranken“

  1. Hallo,
    wunderschöne Aufnahmen die mich beflügeln auch mehr Städtetrips durchzuführen. Gerade jetzt in Corona Zeiten ist es eine tolle Gelegenheit, die Schönheiten im eigenen Land zu erkunden. Danke für diese schöne Reiseempfehlung, die ich sicherlich demnächst mit meiner Familie unternehmen werde.

    LG Meike

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