Der Jeep schlingert über die sandige Piste des Bwabwata-Nationalparks. Eine richtige Straße? Fehlanzeige. Teils auf einer ausgefahrenen Spur, teils querfeldein fahren wir durch die Savanne. Plötzlich wird das Auto langsamer. Wir biegen um eine Kurve und der Weg ist versperrt. Eine riesige Elefantenherde blockiert den Pfad. Vor uns, rechts von uns, links von uns, hinter uns – überall raschelt es, wenn sich die grauen Giganten um ihr Frühstück kümmern. Auf gut 250 Tiere schätzt unser Guide die Herde und wir sind mittendrin.
Inzwischen befinden wir uns im Caprivi-Streifen, einem etwa 500 Kilometer langen und 30-100 Kilometer breiten Landarm in Namibias Nordosten. Diese eher ungewöhnliche Form ist – wie so vieles hier – ein Überbleibsel aus der Kolonialherrschaft. Die Deutschen versuchten damals, eine Landverbindung mit Deutsch-Ostafrika (das heutige Tansania) herzustellen. Dem machten jedoch die Briten mit der Kolonisierung von Nordrhodesien (das heutige Sambia) einen Strich durch die Rechnung.
Einen großen Teil dieses Korridors bedeckt heute der Bwabwata-Nationalpark. Diesen – insbesondere seine Bewohner – wollen wir uns heute und morgen näher ansehen.
Inhalt
Bwabwata zu Land
Direkt von unserer Lodge starten wir mit den bereits vom Okavango bekannten Booten zum Parkplatz der hauseigenen Safarijeeps. Von dort geht es auf dem Landweg weiter.
Der Bwabwata-Nationalpark ist ganz anders als die Nationalparks, die wir bisher besucht haben. Weit und breit ist niemand in Sicht, wir haben den Park fast für uns alleine. Entsprechend ungestört können sich die Tiere hier bewegen. Wir sehen zahlreiche Springböcke, Wasserböcke und ein paar Warzenschweine.
Doch dann passiert es, wir umrunden eine Gruppe von Bäumen und stehen mitten in der eingangs erwähnten Elefantenherde. Auf allen Seiten grasen die wundervollen Dickhäuter. Unser Guide hat uns zuvor schon absolute Stille verordnet, um die Tiere nicht zu erschrecken. So schön sie sind – wenn sie sich bedroht fühlen, werden Elefanten auch mal ungemütlich.
Ehrfürchtig beobachten wir, wie zwei Jungtiere miteinander balgen. Währenddessen rupfen die älteren Tiere unablässig Gras mit ihren filigranen Rüsseln aus, um sich zu stärken. Etwa 200 Kilogramm Nahrung braucht ein ausgewachsener Elefant jeden Tag. Da Elefanten Veganer sind, dauert das eine Weile – etwa 17 Stunden pro Tag sind sie mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt.
Elefanten sind außerdem neugierige Tiere. Eine der Kühe steht die ganze Zeit schon recht nahe bei unserem Fahrzeug. Ganz langsam rückt sie Stück für Stück näher. Ein ausgewachsenes Tier kann einen Safarijeep durchaus umwerfen. Daher beschließt unser Guide irgendwann, dass es nun nahe genug ist. Er lässt den Dieselmotor an. Durch das Geräusch schreckt die Elefantenkuh zurück und widmet sich lieber wieder dem Wurzelwerk eines umgestürzten Baums.
Sonnenuntergang über dem Kwando
Plötzlich setzt sich die Herde in Bewegung. Die für uns nicht sichtbare Leitkuh hat scheinbar den Befehl zum Aufbruch gegeben. Direkt nebenan fließt der Kwando-Fluss gemächlich seines Weges. Wie ein riesiges Hufeisen schlingt er sich hier in die Landschaft und ist mit seinem flachen Ufer eine ideale Tränke. Vermutlich haben die Tiere hier Halt gemacht, um sich zu erfrischen.
Völlig beeindruckt von diesem unvergleichlichen Erlebnis verweilen wir noch ein wenig und sehen zu, wie die Paviane nach dem Abzug der Elefanten das Gebiet zurückerobern. Dann treten wir den Rückweg zu unserem Boot an.
Obwohl es bereits dämmert, ist im Park noch einiges los. Wohin wir schauen, überall bewegt sich etwas. Zebras, Giraffen, Antilopen – es ist einfach unglaublich, wie vielfältig Afrikas Tierwelt ist. Und es ist mindestens ebenso unglaublich, dass der Mensch den Lebensraum dieser unglaublichen Geschöpfe weiterhin ziemlich rücksichtslos zerstört.
Sehr begeistert aber auch etwas nachdenklich kehren wir mit dem einsetzenden Sonnenuntergang zurück in unsere Lodge.
Bwabwata zu Wasser
Am nächsten Morgen starten wir zeitig zu einer weiteren Erkundung des Bwabwata-Nationalparks. Diesmal werden wir uns jedoch auf das Boot konzentrieren und den stark verästelten Kwando-Fluss besser kennenlernen. Schon auf dem Weg zum Boot bekommen wir einen Vorgeschmack darauf, was uns hoffentlich gleich erwarten wird.
Und wir werden nicht enttäuscht. Direkt hinter der Anlegestelle des Boots schauen vier Augen und zwei Paar graue Ohren aus dem Wasser. Zwei Flusspferde bewachen hier ihr Revier. Noch ignorieren sie uns, sie scheinen uns nicht als Bedrohung wahrzunehmen. Das wird sich aber noch ändern.
Zunächst einmal fahren wir jedoch den Fluss entlang und genießen einen wunderschönen Sonnenaufgang.
Langsam erwacht die Landschaft und auch die Tierwelt. Wir entdecken eine Gruppe von Bienenfressern, die sich über Nacht eng aneinandergekuschelt haben. Hoch in den Bäumen sitzen zwei Fischadler und bereiten sich auf die Jagd vor.
Flusspferde: Dickhäuter mit Aggressionsproblem
Wieder schaut ein Flusspferd aus dem Wasser. Plötzlich taucht es ab. Unser Bootsführer gibt Gas. „Passt auf, gleich taucht es hinter dem Boot wieder auf“, sagt er. Und er behält Recht. Knapp hinter dem Außenbordmotor schießt das Tier aus dem Wasser.
Flusspferde sind ziemlich aggressive Tiere. Ohne mit der Wimper zu zucken verteidigen Sie ihr Revier mit aller Härte. Auch untereinander kommt es oft zu blutigen Kämpfen. Es gilt also, sich schnell zu entfernen, wenn der Koloss abtaucht. Gelingt es dem Tier, unter den Kiel zu schwimmen und sich hochzudrücken, kann es das Boot zum Kentern bringen. Einmal ins Wasser gefallen, möchte man sich auch nicht mit dem Hippo anlegen. Etwa 1,5 Tonnen bringt ein ausgewachsenes Exemplar auf die Waage. Deswegen ist es ratsam, sich stets in sicherer Distanz aufzuhalten.
Das beherzigen selbst die Elefanten, die sich ebenfalls in sicherem Abstand vom Wasser durch das Dickicht bewegen.
Von Dickhäutern zu Panzerechsen
Flusspferde sind jedoch nicht die einzigen gefährlichen Lebewesen im Kwando. Auch bissige Reptilien sind hier gut vertreten. Und so dauert es nicht lange, bis unser Bootsführer im Wasser das erste Krokodil entdeckt.
Wie schon am Okavango sind die wechselwarmen Tiere zu dieser Jahreszeit auf Sparflamme unterwegs. Das ist auch gut so. Nur ein paar hundert Meter weiter treffen wir auf einen Brocken, der in wachem, energiegeladenen Status sicherlich kein allzu angenehmer Zeitgenosse ist. Heute können wir uns ihm jedoch gefahrlos bis auf wenige Meter nähern, was durchaus beeindruckend ist.
Bei so vielen hungrigen Mäulern werden die potenziellen Opfer erfinderisch. Daher bauen die Bienenfresser ihre Nester in die senkrecht abfallenden Uferkanten. So kommen weder die Krokodile von unten noch die Raubkatzen von oben an die Jungtiere heran. Entsprechend aufgebracht sind die Vögel, als wir uns dem Ufer nähern. Deswegen stören wir sie nicht lange und machen uns auf den Rückweg zur Lodge.
So langsam müssen wir uns von Namibia verabschieden. Noch etwa 200 Kilometer sind es, bis wir Botswana erreichen. Eines steht jedoch schon jetzt fest: Namibia ist ein unfassbar schönes Land. Von den gut 2.600 Kilometern, die wir hier in den letzten neun Tagen zurückgelegt haben, war es jeder einzelne mehr als wert!
Reisetipps Bwabwata und Kwando
Unterkunft im Bwabwata-Nationalpark
Namushasha River Lodge, 20 km South Of Kongola, Road C49, Kongola
Namushasha River Lodge auf booking.com *
Mitten in der Natur und direkt am Kwando-Fluss gelegen, ist die schöne Lodge ein guter Ausgangspunkt für die Erkundung des Bwabwata-Nationalparks. Parkplätze direkt vorm Haus, gutes Frühstück, gratis WLAN im Gemeinschaftsbereich. Auch heute essen wir sehr gut in unserer Lodge zu Abend.
Routeninfos
- Strecke: ca. 440 km
- Gesamtzeit: ca. 1,5 Tage
- Fahrzeit: ca. 4:45 Stunden
Transport vor Ort
Um zu den Lodges zu gelangen, ist ein Auto unabdingbar. Für die Safaris bieten die Unterkünfte meist eigene Fahrzeuge oder Touren an.
Reiseinfos Namibia
Sprache
Englisch. Weitere Nationalsprachen (offizieller Status): Afrikaans, Deutsch, Khoekhoegowab, OshiKwanyama, Oshindonga, Otjiherero, RuKwangali und Silozi.
Zeitzone
MEZ+1, UTC+2, Sommerzeit von September bis April. Ausnahme: Region Zambezi, ganzjährig UTC+2. Somit teilweise Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz.
Währung
Namibia Dollar (NAD), 1 NAD (~0,05 EUR) = 100 Cent. 1:1 an den Südafrikanischen Rand (ZAR) gekoppelt, der gleichwertiges Zahlungsmittel ist.
Roadtrip-Info
Linksverkehr, Straßen größtenteils Schotterpiste. Tempolimit auf Teerstraßen 120 km/h, auf Schotterstraßen 80 km/h. Innerorts 60 km/h. Statt rechts vor links gilt an der Kreuzung: Wer zuerst da war, darf zuerst weiterfahren. Vorsicht vor Tieren, die insbesondere in der Dämmerung oft unerwartet vor das Fahrzeug springen.
Strom/Adapter
220 V/50 Hz, dreipoliger Adapter Typ D/M * notwendig. Gängige Reisemehrfachadapter passen meistens nicht!
Trinkgeld Restaurant
Je nach Zufriedenheit 7-10 %, kann meist auch bei der Kreditkartenzahlung mit angegeben werden.
Trinkgeld Taxi
Im Taxi ist Trinkgeld nicht unbedingt üblich. Wer zufrieden ist, rundet ein bisschen auf.
Trinkgeld Unterkunft
Kofferträger ca. 5 NAD. Sonst gibt es in den meisten Hotels/Lodges/Guesthouses an der Rezeption eine Tip Box. Der dort eingeworfene Betrag (ca. 30-80 NAD pro Nacht, je nach Kategorie) wird an alle Angestellten verteilt.
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Hallo Wolfgang,
nach wie vor macht es Freude, deine anschaulich geschriebenen und schön bebilderten Reiseberichte zu lesen.
Wir feuen uns schon auf den nächsten Bericht.
Liebe Grüße
Birgit&Wolfgang
Hallo ihr beiden,
vielen Dank! Ich freu‘ mich, wenn sie euch gefallen!
Liebe Grüße
Wolfgang
Ein schöner und zugleich inspirierender Blogartikel.
Vor allem die Dickhäuter haben es mir neben den Affen und Delfinen angetan.
Diese Tiere ziehen meine Aufmerksamkeit immer wieder an…
So eine Safarie will ich auch mal machen, mal sehen, wann ich das in meinem eher seelastigen Reiseprogramm einmal unterbringe.
Liebe Grüße,
Markus
Hallo Markus,
danke! Dann wird es in Namibia tatsächlich schwierig, da die Küste dort komplett aus Wüste besteht. Für euch wäre dann vielleicht die Ostküste Südafrikas ganz gut geeignet. Da gibt es zum Beispiel bei St. Lucia den iSimangaliso Wetland Park mit Krokodilen und Flusspferden direkt an der Küste. Nur ungefähr 50 km weiter im Landesinneren liegt der Hluhluwe–Imfolozi Park, in dem wohl gute Chancen bestehen, alle Big 5 zu erspähen. Von Richard’s Bay oder Durban kann man bestimmt schön die Küste entlang hochsegeln.
Liebe Grüße
Wolfgang
Ui, das klingt interessant. Danke für den Zusatztipp.
Ich hab mir das gleich mal auf Google-Maps angesehen und ins Langzeitgedächtnis abgelegt. ;-)
Das wird nämlich noch eine Weile dauern, bis wir da auf eigenem Kiel vorbeikommen.
Aber danke nochmals für den Tipp!
LG Markus
Sehr gerne :)