Mühsam plagt sich unser kleiner Mietwagen die steilen Serpentinen hinauf. Eine Spitzkehre jagt die nächste, um uns herum breitet sich ein herbstlicher Wald aus. Plötzlich öffnet sich das Laub auf der linken Seite und gibt einen atemberaubenden Blick über die Verdon-Schlucht frei. Schroffe Felsformationen, bedeckt mit herbstbunten Bäumen, rahmen tief unten ein schmales türkisfarbenes Band ein. Bis zu 700 Meter fallen die steilen Wände hier ab und machen die auch „europäischer Grand Canyon“ genannte Schlucht zu einem der tiefsten Canyons Europas.
Wir befinden uns in den Provenzalischen Voralpen, einem der letzten westlichen Ausläufer der Alpen. Hier wird der Fluss Verdon zum Lac de Sainte-Croix aufgestaut, der die umliegende Region mit Energie versorgt. Bevor es jedoch zum See wird, hat das kleine Flüsschen in vielen Jahrtausenden Arbeit die fantastische Verdon-Schlucht geschaffen.
Inhalt
Les Gorges du Verdon: Europas Grand Canyon
Hier, etwa 120 km von unserer Ausgangsbasis Cannes, erwartet uns ein Naturschauspiel erster Güte. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Schlucht zu erkunden. Wir entscheiden uns natürlich für die effizienteste mit dem Auto. Auf beiden Seiten des Flusses gibt es Panoramastraßen, die von mehreren Parkbuchten und Aussichtspunkten gigantische Blicke ermöglichen. Nach einem kurzen Abstecher zum Ufer des Stausees starten wir also in Richtung Osten.
Wir entscheiden uns für die Südseite der Schlucht (rive gauche), die Nordseite soll jedoch ebenso spektakulär sein. Stetig arbeiten wir uns von Parkbucht zu Parkbucht voran und sind absolut beeindruckt, was die Natur hier erschaffen hat. Die Schlucht präsentiert sich sehr vielfältig und die leuchtenden Herbstfarben tragen viel zur Atmosphäre bei. Jahreszeitbedingt ist außerdem recht wenig los, sodass wir die Ausblicke auch in Ruhe genießen können.
Nach etwa 20 km kommen wir schließlich an der Pont de L’Artuby an. Diese 180 m hohe Brücke überspannt das kleine Nebenflüsschen Artuby und ist ein beliebter Ort für Bungee-Sprünge. Außerdem ermöglicht sie noch einmal tolle Blicke in die Tiefe.
Nur ein kurzes Stück weiter befindet sich gleich das nächste Highlight: Die Balcons de la Mescla. Diese künstlich angelegten Balkonterrassen ermöglichen eine gute Sicht auf den Verdon, der hier in einer engen Schleife eine Felsnase umfließt.
Wenn die Temperaturen im Sommer etwas wärmer sind, könnte man in der Schlucht auch wunderbar wandern oder sie von ganz unten mit dem Kajak erkunden. Stellenweise sind auch Rafting und Canyoning möglich, sodass für jedes Aktivitätslevel etwas dabei ist. Sehr beeindruckt setzen wir unseren Weg fort und fahren, immer weiter durch schöne Landschaften, unserem nächsten Ziel Nizza entgegen.
Nizza: Zentrum der Côte d’Azur
Nizza ist der Dreh- und Angelpunkt der Côte d’Azur. Hier befinden sich der einzige nennenswerte internationale Flughafen der Region sowie die Verwaltung des Départements Alpes-Maritimes. Wir kommen gerade rechtzeitig, um den Sonnenuntergang an der Promenade des Anglais zu genießen. Die Uferpromenade von Nizza zieht sich einmal entlang der Küste und ist gesäumt von zum Teil sehr luxuriösen Hotels. Das Fürstentum Monaco ist schließlich nur 20 km entfernt und wer sich Monte Carlo nicht leisten kann, wohnt eben hier. Wir spazieren ein bisschen entlang der Promenade und genießen die noch immer recht lauen Temperaturen, bevor wir nach Cannes zurückfahren.
Cannes: Abseits der Filmfestspiele
Die jährlichen internationalen Filmfestspiele im Mai sind wohl Cannes‘ berühmteste Veranstaltung. Abseits dieses Mega-Events ist die Stadt aber ein eher ruhigerer Ort und deutlich weniger schickimicki als z. B. das etwa 90 km weiter westlich gelegene Saint-Tropez. Deshalb haben wir hier unser Lager für drei Nächte aufgeschlagen.
Nach unseren Ausflügen in die Region nutzen wir den Sonntag noch, um Cannes selbst etwas näher zu erkunden. Wir starten den Tag mit dem anstrengendsten Teil: Dem Erklimmen der Altstadt Le Suquet, deren Zentrum auf einem Hügel liegt. Oben angekommen erwartet uns eine alte Festung, eine schöne alte Kirche und eine sensationelle Aussicht über die Bucht von Cannes. Der Aufstieg hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Über kleine Gassen auf der Rückseite des Berges steigen wir den Hügel langsam wieder hinab und erreichen die Rue du Suquet. Das kleine Gässchen führt zurück zur Küste und bildet mit seiner Verlängerung, der Petite Rue Saint-Antoine, die „Fressgasse“ von Cannes. In dieser Fußgängerzone reiht sich nämlich ein Restaurant an das nächste, sodass jeder Geschmack fündig werden sollte.
Wieder am Meer angekommen, spazieren wir gemütlich über die lange Uferpromenade La Croisette in Richtung Osten. Zunächst passieren wir den Yachthafen und das wirklich nicht besonders schöne Palais des Festivals et des Congrès, in dem die berühmten Filmfestspiele stattfinden. Danach wird es dann etwas beschaulicher. Rechts von uns breitet sich der Strand aus, der auch um diese Jahreszeit noch gut besucht ist. Kinder spielen im Sand und manch Mutiger traut sich sogar noch ins Wasser. Links von uns stehen in unregelmäßigen Abständen kleine Imbissbuden, die alles für den kleinen Hunger verkaufen. Dazwischen flitzen immer wieder Inline-Skater an uns vorbei. Wir schlendern ein Weilchen gemütlich entlang des Wassers, bis wir beim Carlton Hotel ankommen. Das wohl luxuriöseste Hotel in Cannes steht hier bereits seit 1911 und ist ein wirklich schönes Gebäude.
Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen haben, spazieren wir zurück zu unserem Hotel und verbringen den Nachmittag in der benachbarten Therme. Hier haben wir mit unserer Zimmerkarte freien Eintritt und können so noch ein wenig entspannen, bevor ein sehr schönes Wochenende an der Côte d’Azur zu Ende geht.
Reisetipps Côte d’Azur
Hotel in Cannes
Radisson Blu 1835 Hotel & Thalasso, 2 boulevard Jean Hibert
Radisson Blu 1835 auf booking.com *
Direkt an der Uferpromenade gelegen. Schöne Zimmer mit abgefahrener Technik (Japanische Toilette). Gratis WLAN. Nutzung der benachbarten Therme inklusive. Frühstück kostet extra (27 EUR pro Person), es gibt aber genug Alternativen im Umkreis.
Restaurants in Cannes
- La Mirabelle, 24 Rue Saint-Antoine
Ausgezeichnete französische Küche mit tollem Service und sehr nettem Ambiente. Gehobene Preise. - Le Ksar, 28 Rue Georges Clemenceau
Ausgezeichnete und preiswerte tunesisch-marokkanische Küche abseits des Touristentrubels. Einrichtung im Stil eines Berberzelts mit sehr freundlichem Service und tollen Gerichten. Grundlegende Französischkenntnisse hilfreich.
Transport vor Ort
Entlang der Küstenstädte gibt es ein gut ausgebautes Busnetz. Die Busse fahren einigermaßen regelmäßig und eine Einzelfahrt z.B. vom Flughafen Nizza nach Cannes kostet nur 1,50 EUR, dauert dafür aber auch fast 2 Stunden. Der Flughafenexpressbus nach/von Cannes (Fahrtzeit ca. 45-60 Minuten) kostet 20 EUR einfach oder 30 EUR hin und zurück.
Für eine Fahrt zu den Gorges du Verdon ist ein Mietwagen die einfachste Lösung. Am Hauptbahnhof von Cannes (Gare SNCF) gibt es Vermietstationen aller größeren Anbieter.
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