Eine lebhafte Millionenmetropole mit einer über 3.000-jährigen Geschichte – das ist Delhi. Für uns war die indische Stadt Start- und Endpunkt einer zweiwöchigen Rundreise durch Rajasthan. Daher hatten wir nicht viel Zeit zur Erkundung. Unsere Highlights für Delhi an einem Tag stellen wir dir in diesem Beitrag vor.
Inhalt
Delhi im Überblick
Delhi ist nach Mumbai die zweitgrößte Stadt Indiens. 21 Millionen Menschen leben direkt in der Stadt, 45 Millionen sind es mit Einzugsgebiet. Als „Nationales Hauptstadtterritorium Delhi“ untersteht die Metropole direkt der Zentralregierung und ist nicht Teil eines der 28 indischen Bundesstaaten.
Delhis Geschichte reicht weit zurück. Erste Erwähnungen einer Siedlung am Yamuna-Fluss finden sich bereits in Schriften aus dem 4. Jahrhundert vor Christus, archäologische Ausgrabungen datieren auf das Jahr 1.000 vor Christus. Im Laufe der Zeit hatte die Stadt unter wechselnden Herrschern wechselnde Namen. Vom 16. bis ins 18. Jahrhundert erlebte Delhi unter dem Namen Shahjahanabad eine Blütezeit als wichtiges Zentrum des muslimischen Mogulreichs. 1912 machten die Briten den Stadtteil Neu-Delhi zur Hauptstadt ihrer Kolonie Britisch-Indien. Nach der indischen Unabhängigkeit im Jahr 1947 wurde Neu-Delhi Hauptstadt und Regierungssitz des neuen Staates Indien.
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Auf jeden Fall einen Besuch wert ist die Moschee Jama Masjid. Sie ist Indiens größte Moschee und liegt im Stadtteil Shahjahanabad, der zu den ältesten Teilen Delhis gehört. Die auch Freitagsmoschee genannte Gebetsstätte wurde Mitte des 17. Jahrhunderts vom Mogulherrscher Shah Jahan beauftragt.
Mit ihren imposanten Kuppeln und den kunstvollen Verzierungen im roten Sandstein ist die Moschee ein echtes Highlight in Delhi. In ihrem weitläufigen Innenhof beten an hohen Festtagen bis zu 25.000 Gläubige.
Die Basare von Delhi
Von der Moschee aus lohnt sich ein Bummel durch Delhis verwinkelte Altstadt. In den engen Gassen drängen sich kleine Geschäfte dicht an dicht und zahlreiche Straßenstände bieten ihre Waren feil.
Pass jedoch auf, wenn du etwas Essbares kaufst. Immer wieder hangeln sich an den Strommasten freche Affen entlang, stets auf der Suche nach verzehrbarem Diebesgut.
Je tiefer du in die engen Gassen eintauchst, desto schmaler werden sie. Kaum ein Produkt, das du hier nicht findest. Tücher und Stoffe, Kleidung, Schuhe, Schmuck, Dekoartikel – das Angebot ist sehr vielfältig.
Auch die Kulinarik kommt nicht zu kurz. Kleine Backstuben und Garküchen stellen frische Gerichte her. An vielen Ständen wird zudem Masala Chai zubereitet. Dieses Teegetränk ist typisch für Indien und schmeckt sehr gut. Schwarzer Tee wird mit Milch und Zucker aufgekocht. Dazu kommt eine Gewürzmischung aus frisch geriebenem Ingwer, Kardamom, Zimt, Nelken, Muskat und Pfeffer. Jeder Stand hat sein Traditionsrezept. Wenn du den Tee kosten möchtest, achte darauf, dass er vorher einmal ordentlich gekocht hat. Dein Magen wird es dir danken.
Raj Ghat Memorial
Wenn du dich für die bewegte Geschichte Indiens zum Ende der britischen Kolonialzeit interessierst, lohnt sich ein Abstecher zum Raj Ghat Memorial. Die weitläufige Parkanlage wurde zu Ehren Mahatma Gandhis errichtet. Mit seinem gewaltfreien Widerstand war er ein Wegbereiter der indischen Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947.
Mohandas Karamchand Ghandi, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, wurde 1869 in eine wohlhabende Familie geboren. Nach einem Jurastudium in England arbeitete er als Rechtsanwalt. 1893 reiste Ghandi ins damals ebenfalls britische Südafrika, um dunkelhäutige Angeklagte zu vertreten, die von britischen Anwälten oft eher unmotiviert unterstützt wurden. Als er wie gewohnt den Zug 1. Klasse von Durban nach Pretoria nehmen wollte, wurde er vom Schaffner aufgefordert, als „Farbiger“ gefälligst seinen Platz im Gepäckwagen zu suchen.
Seine eigenen Erfahrungen mit weiterer Diskriminierung vor Ort entfachten seine Motivation, zunächst für die Rechte der indischen Minderheit in Südafrika einzutreten. 1914 kehrte er nach Indien zurück und setzte sich für eine Unabhängigkeit seines Landes ein. Dabei wählte er stets friedliche Methoden wie Protestmärsche, Hungerstreiks und Gespräche. Mit Erfolg, 1947 zogen sich die Briten schließlich endgültig aus Indien zurück. Nur ein halbes Jahr später wurde Ghandi bei einem Attentat ermordet. Das Raj Ghat Memorial wurde am Ort seiner Einäscherung erbaut. Mehrere Infotafeln informieren dich über sein Leben und Wirken.
Am Tag unseres Besuchs waren gerade einige Schulklassen im Memorial. Wir waren sehr beeindruckt, wie aufgeschlossen und herzlich sich die Kinder für uns interessiert haben. Ein Eindruck, der sich im weiteren Verlauf unserer Reise noch vielmals bestätigen sollte. Überall waren die Menschen sehr freundlich und interessiert und fragten gerne auch mal nach, ob sie ein Foto mit uns machen dürfen.
Gurdwara Bangla Sahib
Ebenfalls sehenswert ist der Sikh-Tempel Gurdwara Bangla Sahib. Der Sikhismus entwickelte sich im 15. Jahrhundert. Im Gegensatz zum Hinduismus gibt es für die Sikhs nur einen gestalt- und geschlechtslosen Schöpfergott. Das in Indien trotz offiziellem Verbot noch immer sehr präsente Kastenwesen lehnen die Sikhs ab. Ihr Ziel ist es, Religion für den Alltag praktikabel zu machen. Charakterisch für gläubige Männer sind die farbenfrohen Turbane.
Viele Sikh-Tempel haben eine integrierte Suppenküche für Bedürftige. Tagsüber werden hier kostenlose Mahlzeiten ausgegeben, unabhängig von Herkunft, Kaste oder sozialem Status. Am Tag unseres Besuchs war zufällig gerade ein Feiertag zu Ehren des Geburtstags des Religionsgründers Guru Nanak Dev. Entsprechend war im Tempel einiges los, was jedoch sehr zur Atmosphäre beigetragen hat.
Regierungsviertel und India Gate
Zuletzt unternahmen wir noch eine Rundfahrt durch das Regierungsviertel Neu-Delhi, wo sich der Präsidentenpalast und die meisten Ministerien befinden. Rundfahrt deswegen, da aussteigen aus Sicherhheitsgründen nur an wenigen Stellen erlaubt ist.
Neu-Delhi wurde ab 1911 von den Briten als Planstadt errichtet. Man erhoffte sich, dass die Kolonie aus einer Stadt im Zentrum leichter zu regieren wäre. Daher verlegten sie ihre Verwaltung aus der östlichen Hafenstadt Kolkata hierher. Letztere war während der Kolonisierung des Landes durch die Britischen Ostindienkompanie zur ersten Hauptstadt der Briten geworden. Vom neu errichteten Präsidentenpalast führt ein drei Kilometer langer Prachtboulevard bis zum India Gate. Dieses Denkmal im Stil eines Triumphbogens erinnert an die indischen Gefallenen im Ersten Weltkrieg.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Delhi
Wenn du etwas mehr Zeit vor Ort hast, kannst du dir weitere Sehenswürdigkeiten in Delhi ansehen. Im alten Stadtteil Shahjahanabad, nahe der Freitagsmoschee liegt das Rote Fort. Die alte Festung war über 200 Jahre Hauptresidenz der Mogulherrscher. Heute hat sie UNESCO-Weltkulturerbestatus und ist für Besucher geöffnet.
Am Ostrand von Neu-Delhi steht mit dem Humayun-Mausoleum eine weitere UNESCO-Weltkulturerbestätte. Das prunkvolle Grabmal wurde 1571 fertiggestellt und ist die letzte Ruhestätte des zweiten Mogulherrschers Nasiruddin Muhammad Humayun.
Außerdem findest du in Delhi zahlreiche weitere Tempel verschiedener Glaubensrichtungen sowie mehrere Museen.
Tagesausflug Agra und Taj Mahal
Agra, die alte Hauptstadt des Mogulreichs, liegt etwa 240 Kilometer südlich von Delhi. Dort steht das weltberühmte (und sehr sehenswerte) Grabmal Taj Mahal. Nachdem du in und um Agra mehrere Sehenswürdigkeiten besichtigen kannst, empfehlen wir einen Übernachtungsstopp. Ein eigener Blogbeitrag zu Agra folgt. Wenn du jedoch nur wenig Zeit hast, kannst du auch von Delhi aus einen Tagesausflug zum Taj Mahal unternehmen. Üblicherweise siehst du dabei auch das ebenfalls beeindruckende Rote Fort in Agra. Einige Touren verlinken wir dir nachfolgend:
- Ab Delhi: Taj Mahal & Agra Private Tagestour mit Transfers *
- Ab Delhi: Taj Mahal & Agra Tour mit dem Gatimaan Expresszug *
- All-Inclusive-Tagesausflug nach Taj Mahal, Agra Fort und Baby Taj von Delhi mit dem Auto *
Fazit
Delhi hat uns positiv überrascht. Wir hatten uns die Stadt viel voller und trubeliger vorgestellt. Der oftmals als chaotisch beschriebene Verkehr konnte uns nach unserem letztjährigen Besuch im vietnamesischen Hanoi nicht mehr aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil waren wir beeindruckt, wie aufmerksam gefahren wird und wie trotz voller Straßen alles fließt. Je nach Wetterlage hat Delhi stark mit Smog zu kämpfen. Insbesondere, wenn in den umliegenden Regionen die Erntereste der Bauernhöfe verbrannt werden, hängt die Stadt häufig unter einer dichten Nebelglocke. Dennoch ist Delhi aus unserer Sicht eine Reise wert!
Reiseführer Delhi
- Reise Know-How Reiseführer Rajasthan mit Delhi und Agra *
- Lonely Planet Pocket Delhi & Agra *
- MARCO POLO Reiseführer Indien *
Reiseinfos Indien
Sprache
Amtssprachen sind Hindi und Englisch. 21 weitere Sprachen sind offiziell anerkannt und werden auf regionaler Ebene verwendet.
Zeitzone
MEZ+4:30, UTC+5:30, keine Sommerzeit. Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz 4,5 Stunden im europäischen Winter, 3,5 Stunden im europäischen Sommer.
Währung
Indische Rupie (INR). 1 INR = 100 Paise. Paise-Münzen sind wegen ihres geringen Werts kaum noch im Umlauf. Im November 2024 war ein Euro etwa 89 Rupien wert. Kartenzahlung ist nicht überall möglich, meist nur in Hotels, Restaurants und touristischen Regionen. Daher ist es empfehlenswert, immer ausreichend Bargeld dabeizuhaben.
Roadtrip-Info
Linksverkehr. Auch Hauptstraßen sind nicht immer im besten Zustand, Nebenstraßen oft sehr holprig. Der Verkehr wirkt für Europäer chaotisch, fließt aber trotzdem die meiste Zeit überraschend gut. Das funktioniert, weil viel Rücksicht aufeinander genommen wird und keiner auf seinem Vorrang beharrt.
Wichtigstes Bauteil eines jeden Fahrzeugs ist die Hupe. Hupen ist im Gegensatz zu Europa nicht immer ein Warnsignal, sondern eher eine Ankündigung, zum Beispiel eines gleich folgenden Überholvorgangs. Selbst fahren empfehlen wir eher nicht.
Strom/Adapter
230 V/50 Hz, verschiedene Steckdosen. Typ C benötigt keinen Adapter, Steckeradapter für Typ D * erforderlich. In Hotels häufig Steckdosen mit mehreren Passformen. Wir benutzen diesen Universal-Adapter *, der für die meisten Länder passt und uns auch in Indien gute Dienste geleistet hat.
Trinkgeld in Indien
Trinkgeld ist in Indien üblich und wird fast überall erwartet. Halte also nach Möglichkeit immer ein paar 10-, 20- oder 50-Rupien-Scheine für kleine Trinkgelder bereit. Im Restaurant ist oft schon eine „Service Charge“ auf der Rechnung ausgewiesen. Dann ist zusätzliches Trinkgeld optional.
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