Kapstadt wurde im 17. Jahrhundert von den Niederländern als Versorgungsstation an Afrikas Südspitze gegründet. Heute ist die Stadt eine Millionenmetropole und ein beliebtes Reiseziel in Südafrika. In diesem Artikel stellen wir dir unsere Tipps für Kapstadt, die Kaphalbinsel und Stellenbosch vor.
Inhalt
Kapstadt
Nach seiner Gründung florierte Kapstadt gut 150 Jahre unter niederländischer Kontrolle. 1804 fiel die Kolonie am Kap an die Briten. Erst 1961 erlangte Südafrika schließlich endgültig die Unabhängigkeit.
Die Kolonialvergangenheit zeigt sich in Kapstadt heute insbesondere noch in der Bebauung. Neben den modernen Hochhäusern der Innenstadt säumen zahlreiche alte, kleine Häuser im viktorianischen oder gregorianischen Stil die Straßen. Auch das alte Rathaus sowie das ursprüngliche niederländische Fort gibt es noch.
Victoria & Alfred Waterfront
Eine der schönsten Ecken in Kapstadt ist sicherlich die Victoria & Alfred Waterfront. Zwei nicht mehr genutzte Hafenbecken wurden hier in ein vielfältiges Vergnügungsviertel umgebaut. Unzählige Restaurants, Straßenkünstler, Geschäfte, ein Riesenrad – es ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Noch dazu hast du von hier einen wunderbaren Blick auf den Tafelberg in der Abendsonne.
Sicherheitsbeamte stehen in regelmäßigen Abständen und direkt vor dem Ausgang befindet sich ein Taxistand, sodass du hier bis weit nach Einbruch der Dunkelheit das Leben genießen kannst.
District Six
Als die Briten Südafrika von den Niederländern übernahmen, verboten sie zwar die Sklaverei. Dennoch erlebte das Land später ein weiteres dunkles Kapitel: Die Apartheid. Langsam wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Gesetze zur Rassentrennung immer weiter verschärft. Zunächst durfte die schwarze Bevölkerungsmehrheit nur noch Land in ausgewählten Regionen erwerben. Nur ein paar Jahre später war ihr bereits untersagt, sich ohne Genehmigung außerhalb der ihr zugewiesenen Gebiete aufzuhalten. Ihren Höhepunkt fand diese Politik in der vollständigen Trennung von Schwarzen und Weißen in allen öffentlichen Einrichtungen, Transportmitteln und Wohngebieten. Erst als Nelson Mandela 1994 Präsident von Südafrika wurde, konnte die Apartheid endgültig beendet werden.
Daran erinnert der District Six. In diesem Viertel hatten sich vor allem befreite Sklaven, Künstler und Arbeiter niedergelassen. In den 1960er-Jahren wurde es jedoch von der Regierung in eine „weiße Zone“ umgewandelt. Infolgedessen wurden einfach alle bestehenden Häuser abgerissen und über 60.000 Menschen zwangsweise in Townships am Stadtrand umgesiedelt.
Heute ist District Six noch immer weitestgehend unbebaut und dient als Mahnmal für diese Zeit. Die Townships existieren ebenfalls bis heute. Auch wenn sich die Situation dort deutlich verbessert hat, kämpft die Bevölkerung noch immer mit den Folgen der jahrzehntelangen Unterdrückung.
Nobelviertel und wunderbare Strände
Das komplette Gegenteil findest du westlich des Zentrums zu Füßen des Tafelbergs. Hier liegen die noblen Strandvororte Kapstadts. Camps Bay, Clifton oder Bantry Bay sind nur einige der klangvollen Namen. Mehrstöckige Villen stehen hier direkt am Meer. Teure Autos, Modelshootings, Surferparadies – wer hier wohnt, hat es geschafft.
Gerahmt werden die herrliche Strände von der Rückseite des Tafelbergmassivs. Die zackigen Felsnasen werden 12 Apostel genannt, auch wenn es bei genauerem Nachzählen mindestens 17 sind.
Tafelberg
Der 1.085 Meter hohe Tafelberg ist Kapstadts Wahrzeichen. Schon die Anfahrt ist spektakulär. Kurve um Kurve windet sich die Straße zur Talstation der Seilbahn hinauf und gibt nach und nach immer mehr Aussicht über Kapstadt frei.
Erkundige dich am besten vorab, ob die Seilbahn geöffnet ist. Auf und um den Tafelberg wehen starke Winde. Werden diese zu kräftig, muss die Gondel den Betrieb einstellen.
Unser Tipp: Sei möglichst früh da, um dem Hauptansturm zu entfliehen. Die erste Gondel fährt um 8:30 Uhr. Wir waren gegen 10 Uhr da und kamen schnell voran. Als wir gegen Mittag vom Berg wieder herunterkamen, reichte die Schlange schon einmal durchs Gebäude und quer über die Straße. Plane auf jeden Fall genug Zeit ein, um die fantastische Aussicht von oben zu genießen. Wir haben fast 2,5 Stunden auf dem Tafelberg verbracht.
Die Kabine der Gondel rotiert im Laufe der Fahrt einmal um sich selbst. So kannst du während der Fahrt auf allen Seiten hinausschauen. Oben angekommen führen mehrere Wege über das Plateau und ermöglichen dir weite Blicke in alle Richtungen. Nach Westen breiten sich Kapstadts kleine Strandvororte vor dir aus. Überragt werden sie vom Nachbarberg Lion’s Head. Die Steilwände sind zudem ein beliebtes Ziel für Kletterer. Immer wieder siehst du also ein paar Wagemutige, die sich trotz des starken Winds abseilen.
Von der benachbarten Terrasse bekommst du einen guten Eindruck von den gewaltigen Ausmaßen des Berges. Weit erstrecken sich die Steilklippen von hier nach Osten.
Auf der Terrasse machst du mit etwas Glück Bekanntschaft mit dem Klippschliefer oder Klippdachs, einem hier heimischen Säugetier. Sehr zutraulich und an den Menschen gewöhnt kommen die Nagetiere durch ein kleines Loch in der Mauer, um nach liegengebliebenem Essen zu suchen. Auch wenn es leider viele Leute tun, solltest du die putzigen Tiere jedoch nicht füttern.
Von der Ostseite des Tafelbergs präsentiert sich Kapstadt in seiner ganzen Pracht. Weit reicht der Blick über die Bucht und das Stadtzentrum. Von hier erkennst du viele Details, wie beispielsweise das Fußballstadion der Weltmeisterschaft 2010. Ebenfalls schön zu sehen ist der Nachbarberg Lion’s Head mit dem angrenzenden Signal Hill. Sein Name rührt daher, dass die ganze Formation wie ein liegender Löwe mit erhobenem Haupt aussieht.
Bloubergstrand
Knapp 30 Auto- oder 60 Busminuten nördlich von Kapstadt findest du mit dem Bloubergstrand einen weitläufigen Sandstrand. Bei guten Wetterbedingungen hast du von hier eine tolle Sicht auf Kapstadt und den Tafelberg. Bei unserem Besuch war es etwas regnerisch, die Aussicht war somit von Wolken verhangen. Sehr schön soll auch der Sonnenuntergang am Bloubergstrand sein.
Unterkunftstipp Kapstadt: Cape Riviera Guesthouse *, sehr schönes, am Fuße des Tafelbergs gelegenes Guesthouse mit toller Aussicht. Gutes Frühstück, gratis WLAN. 10 Taximinuten ins Stadtzentrum.
Eine gute Möglichkeit zur Erkundung Kapstadts ist der Hop-on-hop-off-Sightseeingbus. Drei Linien decken Zentrum und Umland großflächig ab. Sie bringen dich auch in die Strandvororte und zum Tafelberg. Während der Fahrt bekommst du viele interessante Informationen über die Region und Südafrika im Allgemeinen. Wir waren mit diesem Anbieter unterwegs: Kapstadt: Hop-On Hop-Off Bustour mit optionaler Schifffahrt *
Nicht nur Kapstadt selbst ist einen Besuch wert. Auch die umliegende Region hat einiges zu bieten. Nachfolgend findest du ein paar Ideen für Ausflüge rund um Kapstadt.
Tagesausflug auf die Kaphalbinsel
Gut 30 Kilometer ragt die Kaphalbinsel südlich von Kapstadt in den Atlantischen Ozean vor Südafrika. Sie ist vor allem bekannt für ihren südwestlichsten Punkt: Das Kap der Guten Hoffnung. Doch auch sonst gibt es dort einiges zu entdecken. Ein Tagesausflug von Kapstadt gibt dir die Möglichkeit dazu.
Ou Kaapse Weg
Für die Anreise auf die Kaphalbinsel gibt es zwei Möglichkeiten: Direkt an der Küste führt mit dem Chapman’s Peak Drive eine schöne Küstenstraße nach Süden. Alternativ gelangst du über den Ou Kaapse Weg (Afrikaans für Alte Kapstraße) durchs bergige Hinterland dorthin. Die schmale Passstraße windet sich über die Steenberg Mountains. Unterwegs hast du immer wieder die Möglichkeit für tolle Aussichten auf das Umland.
Große Teile der Kaphalbinsel sind Teil des Table Mountain National Parks. Der Ou Kaapse Weg führt mitten hindurch. Wenn du deine Südafrikareise in Kapstadt startest, hast du hier die Chance auf erste Sichtungen von Antilopen, Straußen und vielen anderen Vögeln.
Simon’s Town
Der kleine Ort Simon’s Town liegt an der Ostseite der Halbinsel direkt am Meer. Hier kannst du gemütlich am Hafenbecken entlang schlendern und die entspannte Ruhe genießen.
Straßenhändler bieten ihre Schnitzereien feil und im Wasser schaukeln die Boote gemächlich vor sich hin. Im Vergleich zum großstädtischen Trubel von Kapstadt geht es hier sehr beschaulich zu.
Pinguine am Boulders Beach
Am Ostende von Simon’s Town wartet eines der Highlights der Kaphalbinsel auf dich: Die Pinguinkolonie bei Boulder’s Beach. In einem Naturschutzgebiet leben hier etwa 3.000 Brillenpinguine in malerischer Kulisse. Nur an wenigen Stellen sind diese wunderbaren Tiere noch so zahlreich anzutreffen, da ihr Lebensraum zunehmend zerstört wird.
Umso schöner, dass sich die Population hier durch das geschützte Naturreservat langsam wieder stabilisiert. Um die Pinguine nicht zu sehr zu stören, führen zwei erhöhte Holzstege durch den Park. Das restliche Gelände ist für Besucher nicht zugänglich. Die Vögel haben sich an die Anwesenheit der Menschen gewöhnt und sind überall unterwegs. Es ist allerdings streng verboten, sie zu berühren, zu füttern oder sonst irgendwie zu belästigen.
In jedem Fall ist es ein Spektakel, den possierlichen Tieren zuzusehen. So unbeholfen sie am Strand entlang watscheln, so geschmeidig gleiten sie durch die Wellen des Atlantischen Ozeans.
Kapspitze
Von Boulders Beach sind es nur noch gut 20 Kilometer bis zum südwestlichsten Punkt Afrikas: Dem Kap der Guten Hoffnung. Irrtümlich wird es oft für den südlichsten Zipfel Afrikas gehalten. Dieser ist jedoch das etwa 150 km entfernte Kap Agulhas.
Nichtsdestotrotz ist das Kap der Guten Hoffnung berühmt-berüchtigt. Das rührt noch aus der Zeit der großen Seefahrer. Starke Winde, versteckte Klippen direkt unter der Wasseroberfläche und zwei aufeinander treffende Meeresströmungen machten die Umsegelung zu einer Herausforderung. Seit der Eröffnung des Suez-Kanals wird die Route jedoch nur noch selten genutzt.
Zwei Kilometer weiter östlich befindet sich Cape Point, die „Kapspitze“. Von dort hast du eine hervorragende Aussicht auf das Kap der Guten Hoffnung. Zum Aussichtspunkt gelangst du entweder mit einer Standseilbahn oder über zahlreiche Treppenstufen.
Der Blick von oben entschädigt jedoch für den schweißtreibenden Aufstieg. Weit reicht die Sicht über den Ozean und die von der Kaphalbinsel umschlossene False Bay. Diese hat ihren Namen daher, dass Seefahrer sie früher gelegentlich aus Versehen anliefen, wenn sie eigentlich in die Tafelbucht nach Kapstadt wollten.
Von Cape Point ist es schließlich eine gute Stunde Fahrt zurück ins Zentrum von Kapstadt. Tagesausflüge auf die Kaphalbinsel werden sowohl in der Gruppe als auch privat von vielen Anbietern angeboten. Nachfolgend ein paar Beispieltouren:
- Ab Kapstadt: Ganztagestour Cape Point & Boulders Beach *
- Kapstadt: Private Ganztagestour zum Kap der Guten Hoffnung *
Weinregion Stellenbosch
Nur rund 50 Kilometer östlich von Kapstadt liegt die Weinregion von Stellenbosch. Die kleine Universitätsstadt eignet sich also gut für einen Ein- bis Zweitagesausflug. Rund um Stellenbosch findest du weitläufige Weinbaugebiete mit unzähligen Weingütern. Viele von ihnen empfangen Gäste, um ihre Produkte vorzustellen.
Bei einer Führung durch die Produktionsanlagen lernst du viel über die Entstehung der verschiedenen Weine und die in der Region angebauten Rebsorten.
Meist bieten die Weingüter die erzeugten Weine direkt in den eigenen Restaurants Weinverkostungen an. Dazu werden Snacks oder Brotzeitplatten serviert.
Unser Weingut-Tipp: Neethlingshof, schönes altes Anwesen aus dem 17. Jahrhundert mit guten Weinen und Brotzeitplatten.
Tagesausflüge nach Stellenbosch und zu den Weingütern findest du bei zahlreichen Anbietern. Nachfolgend ein paar mögliche Touren:
- Von Kapstadt aus: 3 Regionen Weintour mit 3 Weingütern, 15 Weinen *
- Stellenbosch: Halbtägige Wein-Tour *
Stellenboschs Altstadt
Stellenbosch ist nach Kapstadt die zweitälteste Stadt Südafrikas und wartet mit einer großen Anzahl von kapholländischen Häusern auf. Deren Ursprünge reichen teils bis ins 18. Jahrhundert zurück, als die Niederländische Ostindien-Kompanie hier noch aktiv war.
Insbesondere in der Dorp Street sind besonders viele der schönen Häuser erhalten und laden zu einem gemütlichen Spaziergang durch eine andere Zeit ein.
Von der Dorp Street gelangst du über die Market Street immer weiter entlang der schönen Gebäude und erreichst schließlich Die Braak, Stellenboschs Hauptplatz. Hier steht eines der ältesten Gebäude der Stadt: Das von der Ostindien-Kompanie erbaute Pulverhaus von 1777.
Außerdem beheimatet der Platz eine alte anglikanische Kirche sowie das Bürgerhausmuseum. Insgesamt ein schöner Platz, der noch heute erahnen lässt, wie sich das Leben hier seinerzeit abgespielt hat.
Township Kayamandi
Ein völlig anderes Bild vom heutigen Südafrika zeichnet ein Besuch in einer Township. Wie bereits weiter oben erwähnt, wurde die schwarze Bevölkerung Südafrikas im Zuge der Apartheid-Politik in neu geschaffene Viertel am Stadtrand verdrängt, die sogenannten Townships. Bis heute leben viele Menschen dort, meist in einfachen Verhältnissen.
Wir können den Besuch einer Township sehr empfehlen, wenn du dich für das Leben in Südafrika abseits der hochglanzpolierten Tourismuszentren interessierst. Mehr dazu erfährst du in unserem Blogbeitrag Kayamandi: Ein eindrücklicher Besuch in der Township.
Fazit
Kapstadt und seine Umgebung sind ein abwechslungsreiches Reiseziel. Die belebte Millionenmetropole Kapstadt, die wunderbare Natur des Tafelbergs und der Kaphalbinsel sowie das historische Stellenbosch zeigen dir viele Facetten von Südafrika.
Kapstadt ist zudem ein guter Ausgangspunkt für die weitere Erkundung des Landes. Nach Südosten startet die berühmte Garden Route. Sie führt entlang der afrikanischen Südküste bis nach Durban. Im Norden gelangst du entlang der Westküste bis zur namibischen Grenze. Mehr über die nördliche Western-Cape-Region liest du in unserem Blogartikel über das Western Cape.
Reiseführer Kapstadt
- MARCO POLO Reiseführer Kapstadt, Wine-Lands und Garden Route *
- LONELY PLANET Reiseführer Kapstadt & die Garden Route *
- Reise Know-How Reiseführer Südafrika – Kapstadt, Garden Route & Winelands *
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Oh ja, die Pinguine in Simon’s Town haben uns ebenfalls fasziniert. Den putzigen Tieren hätte wir auch mehrere Tage zuschauen können, ohne dass uns langweilig geworden wäre!
Sehr schön geschrieben! :) das mit dem Blouberg Strand ging mir ähnlich. Als ich dort stand, habe ich ungefähr nichts sehen können. Aber wer weiß, vielleicht ein Grund mal wieder zu kommen…
Liebe Grüße,
Lynn
Vielen Dank! :) Ich denke, nur deswegen würde ich wohl nicht noch mal extra hinfahren. Aber wenn man ohnehin in der Nähe ist, warum nicht? ;)
Liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
aaaah die Pinguine :) einfach herrlich, ich könnte ihnen stundenlang zusehen und möchte sie gerne einmal in freier Natur beobachten.
Die Bilder vom Kap der guten Hoffnung sind sehr vielversprechend. Mit gefällt eine steile, felsige Küste immer besonders gut.
Ich bin schon gespannt auf weitere Afrika-Berichte,
liebe Grüße
Dori
Hallo Dori,
vielen Dank! Die Pinguine waren wirklich super. Am Boulder’s Beach weiß man wirklich gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll, weil sie wirklich überall sind. :)
Liebe Grüße
Wolfgang
Wieder ein toller, anschaulicher Reisebericht!
Vielen Dank! :)