Eine Nordatlantik-Kreuzfahrt ist eine spannende Möglichkeit, die abgelegeneren Regionen in Europas Norden zu erkunden. Jahrtausendealte Geschichte in Schottland, vulkanische Aktivität auf Island und arktische Landschaften in Norwegen sorgen für eine abwechslungsreiche Reise. In diesem Beitrag stellen wir dir die Highlights unserer dreiwöchigen Route vor.
Inhalt
Routenüberblick
Ausgangspunkt unserer Nordatlantik-Kreuzfahrt ist Kiel. Insgesamt 9.289 Kilometer haben wir von dort zu zehn Häfen in drei Ländern zurückgelegt. Unsere Route nachfolgend im Überblick. Du bist selbst noch auf der Suche nach einer passenden Kreuzfahrt? Dann findest du beim deutschsprachigen Anbieter e-hoi vielfältige Angebote *.
Während der Ausfahrt von Kiel in Richtung Ostsee kannst du dich bereits mit schönen Blicken auf die Ufer der Deutschen Bucht auf deine Reise einstimmen.
Orkney-Inseln
Der erste Stopp unserer Kreuzfahrt durch Nordeuropa ist Kirkwall, die Hauptstadt der schottischen Orkney-Inseln. Das Wetter kann hier auch im Sommer rau sein. Auf den kargen Inseln gibt es kaum Bäume, der Wind kann also weitestgehend ungehindert durch die Landschaft pfeifen. Dieses Klima passt allerdings gut zur mystischen Stimmung der Orkneys mit ihrer langen Geschichte.
Die Orkney-Inseln sind seit der Jungsteinzeit bewohnt. Durch ihre Abgelegenheit sind zahlreiche Zeugnisse aus dieser Epoche erhalten geblieben und bis heute werden immer wieder unterirdische Kammern aus der Frühzeit der Menschheitsgeschichte entdeckt. Bei einer Erkundung der Inseln findest du immer wieder gut sichtbare keltische Hügelgräber.
Ring of Brodgar
Der Ring of Brodgar ist eine der besterhaltenen historischen Stätten der Insel. Dieser riesige keltische Steinkreis übertrifft mit seinem Durchmesser von 104 Metern sogar die weitaus bekanntere Anlage von Stonehenge und steht hier seit über 4.000 Jahren. Wie auch in Stonehenge ist bis heute völlig ungeklärt, welchem Zweck die Anlage diente. Die Theorien dazu reichen von religiösen Kultstätten über astronomische Observatorien bis hin zu eher unwahrscheinlichen Varianten wie Alien-Landeplätzen.
Unabhängig davon, was unsere Vorfahren hier veranstalteten, ist die Stätte sehr beeindruckend. Neben ihrem Zweck ist auch völlig unklar, wie es den Menschen damals gelang, die tonnenschweren Steine nicht nur aufzurichten, sondern auch so zu verankern, dass sie bis heute in ihren Positionen stehen.
Yesnaby Cliffs
Noch viel älter sind die Yesnaby Cliffs. Senkrecht fallen die Klippen an der Westküste der Insel hier ins Meer ab. Unglaubliche eine Milliarde Jahre sind die Felsen hier alt. Das Gestein war bereits Teil des Urkontinents Pangäa und ist durch die Plattentektonik im Laufe der Jahrmillionen vom Äquator bis hierhin in den Norden Schottlands gewandert.
Kirkwall
Mit rund 8.500 Einwohnern ist die Hauptstadt zugleich die größte Stadt der Inselgruppe. In ihrem Zentrum steht die schlichte St. Magnus Cathedral.
Gleich gegenüber findest du zwei interessante Ruinen: Den Bishop’s Palace, eine Stadtvilla aus dem 12. Jahrhundert sowie der Earl’s Palace, ein Renaissance-Stadtschloss aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Über die kleine Fußgängerzone von Kirkwall gelangst du schließlich zurück zum Hafen.
Von dort machen wir uns auf die Reise zu unserem nächsten Ziel Island. Wenn das Wetter mitspielt, hast du unterwegs die Chance auf wunderbare Sonnenuntergänge über dem offenen Atlantik.
Reykjavik
Reykjavik ist die zweite Station unserer Nordatlantikkreuzfahrt. Nur knapp 400.000 Menschen leben auf Island. Davon etwa die Hälfte im Ballungsraum der nördlichsten Hauptstadt der Welt. Das macht Island zum am dünnsten besiedelten Land in Europa. Reykjaviks kleines Zentrum ist geprägt von den typisch nordischen bunt angestrichenen Holz- und Wellblechhäusern.
Das Wahrzeichen der Stadt ist die Hallgrimskirche mit ihrer charakteristischen Betonfassade. Optional kommst du mit einem Aufzug auf den Kirchturm.
Architektonisch ebenfalls interessant ist das moderne Konzerthaus Harpa („Harfe“) im Norden der Altstadt.
Perlan
Hoch über der Stadt thront das Heißwasserreservoir Perlan („Perle“). Aus Islands heißen Quellen sprudelt das Wasser mit Temperaturen von bis zu 100 °C. Bevor es in die Haushalte verteilt werden kann, muss es also erst heruntergekühlt werden. Von der Aussichtsplattform des Reservoirs hast du einen wunderbaren Rundblick über Reykjavik und die umgebende Landschaft.
Golden Circle
Der Golden Circle ist eine beliebte Touristenroute, die dich von Reykjavik aus zu einigen landschaftlichen Highlights führt. Schon auf der Fahrt lernst du die vulkanische Aktivität der Insel kennen. Immer wieder steigen weiße Dampfschwaden auf und weisen auf eine kochende Wasserquelle hin. Neben der Straße werden mehrere tausend Jahre alte Lavafelder langsam von Moos überwuchert. Auch heute noch kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Eruptionen.
Völlig unbeeindruckt von der drohenden Gefahr nutzen die Isländer das saftige Grün der moosbedeckten Lavafelder und bauen dort ihre Sommerhäuser. Viele Inselbewohner besitzen zumindest eine kleine Hütte im Grünen und verbringen die langen Sommertage hier in der Natur.
Gullfoss
Unsere erste Station auf dem Golden Circle ist der Wasserfall Gullfoss. In mehreren Kaskaden fällt der Fluss Hvita 12 Meter nach unten, fängt sich kurz und stürzt dann noch einmal 20 Meter in die Tiefe. Zusammen mit der umgebenden zerklüfteten Felslandschaft ist der Gullfoss aus unserer Sicht auf jeden Fall einen Besuch wert!
Geysir
Eine Viertelstunde vom Gullfoss entfernt findest du den Naturpark Geysir. Er war Namensgeber für die faszinierenden Wasserfontänen. Gelöste Mineralien lassen die Tümpel des Parks in einem strahlenden Blau leuchten.
Einer dieser Tümpel umschließt eine tiefe Gesteinsröhre, die langsam mit Wasser vollläuft. Am unteren Ende ist es sehr heiß. Dadurch beginnt das Wasser zu kochen und verdampft anschließend schlagartig. Das Gas will nach oben und reißt das darüberliegende Wasser mit sich. So schießt aus dem Strokkur (“Butterfass”) verlässlich alle 6-8 Minuten eine 30-40 Meter hohe Wasserfontäne in den Himmel.
Thingvellir-Nationalpark
Unser Highlight auf dem Golden Circle ist der Thingvellir-Nationalpark (isländisch Þingvellír). Die Region liegt genau auf dem mittelatlantischen Rücken, wo sich zwei Kontinentalplatten auseinanderbewegen. Zu deiner Linken liegt die amerikanische Platte, zu deiner rechten die eurasische. Dadurch gehört diese Region zu den vulkanisch aktivsten unseres Planeten. Auch heute noch wird Island hier jedes Jahr um ca. 2 cm breiter. Vor etwa 9.000 Jahren sorgte ein gewaltiger Vulkanausbruch dafür, dass die zentrale Ebene des Thingvellir-Nationalparks um 60 Meter absackte. So stehst du heute an der Abbruchkante zwischen Amerika und Europa mit einer fantastischen Aussicht über den See Thingvallavatn.
Thingvellir ist ein beliebtes Wandergebiet. Es wird allerdings dringend empfohlen, auf den markierten Wegen zu bleiben. Da die Region nach wie vor in Bewegung ist, können sich abseits der Pfade Felsspalten befinden, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Auch ist der Boden bisweilen sehr dünn. Wenn du nicht aufpasst, kannst du durchbrechen und plötzlich mit einem Fuß in kochendem Wasser stehen.
Trotz aller Gefahren wurde an diesem Ort auch Geschichte geschrieben. Bereits im 9. Jahrhundert versammelten sich die Wikingerstämme der Insel einmal im Jahr im Sommer hier. Im sogenannten Altthing wurden aktuelle Themen besprochen, Gesetze beschlossen und Häuptlinge bestimmt. Somit ist das Altthing eine der ältesten bekannten Parlamentsstrukturen der Menschheit.
Reykjavik und der Golden Circle sind auf jeden Fall ein toller Einstieg in die ungewöhnliche Natur Islands! Von hier führt uns unsere Nordatlantik-Kreuzfahrt nun weiter in Islands Norden.
Ísafjörður
Unser nächster Hafen Ísafjörður („Eisfjord“) ist der Hauptort der Westfjorde. So nennen die Isländer die zerklüftete Halbinsel im Nordwesten des Landes. Mit gerade einmal knapp 3.000 Einwohner:innen ist das auf einer befestigten Sandbank gelegene Örtchen schnell zu Fuß erkundet.
Direkt beim Hafen findest du den Nachbau eines historischen Dorfzentrums. Dieser zeigt sehr schön, wie das Leben hier früher ausgesehen haben muss. Bis heute lebt die Bevölkerung hauptsächlich vom Fischfang.
Ísafjörðurs kleiner Nebenfjord ist von bis zu 1.000 Meter hohen Bergen gesäumt. Dadurch ist die Bucht windgeschützt und auch das Wasser ist etwas ruhiger, sodass die kleinen Fischerboote hier gut anlanden können.
Die steilen Berge haben jedoch auch den Nachteil, dass im Winter häufig Lawinen auf die einzige Ausfallstraße niedergehen. So kann es schon mal vorkommen, dass die Stadt ein paar Tage lang nur auf dem Seeweg erreichbar ist.
Akureyri
Am nächsten Morgen legen wir in Akureyri an. Islands zweitgrößte Stadt wird auch “Perle des Nordens” genannt. Ihr Zentrum kannst du gut zu Fuß erkunden. Übermäßig sehenswert ist dieses jedoch nicht.
Mit dem Lystgarður findest du in Akureyri den nördlichsten botanischen Garten der Welt. Trotz des subarktischen Klimas gedeiht hier eine erstaunliche Pflanzenvielfalt.
Goðafoss
Empfehlenswert ist zudem ein Ausflug zum 30 Autominuten östlich von Akureyri gelegenen Wasserfall Goðafoss. Mit seiner Fallhöhe von 12 Metern ist er zwar nicht besonders hoch, aber dennoch sehr schön. Insbesondere im Zusammenspiel mit der umliegenden Landschaft.
Am Fuße des Wasserfalls hat der Fluss eine kleine Schlucht in den Boden gegraben. In dieser kannst du entlang des Wassers spazieren und die schönen Aussichten genießen.
Während der Fahrt zum und vom Wasserfall hast du außerdem gute Blicke auf den langgezogenen Fjord Eyjafjörður, an dessen Ende Akureyri liegt.
Mit der Hafenausfahrt lassen wir Island wieder hinter uns. Nach einer knappen Stunde Fahrt überqueren wir bei 66° 33’ 55’’ nördlicher Breite den Polarkreis. Wir sind im Juli unterwegs, die nächsten sechs Tage wird die Sonne also nicht mehr untergehen. Unser nächstes Ziel ist die 1.800 Kilometer weiter nördlich liegende norwegische Inselgruppe Spitzbergen (auf norwegisch Svalbard).
Jan Mayen
Auf dem Weg nach Spitzbergen fahren wir in geringer Entfernung an der zu Svalbard zählenden Insel Jan Mayen vorbei. Das knapp 60 Kilometer lange Eiland ist – von einer Forschungsstation abgesehen – unbewohnt.
Besonders beeindruckend ist der Vulkan Beerenberg, der sich hier vom Meeresspiegel auf 2.277 Meter Höhe erhebt. An über 300 Tagen im Jahr liegt er jedoch im Nebel, so leider auch heute.
Spitzbergen
Die Inselgruppe Spitzbergen ist Norwegens nördlichster Außenposten. Ihre Hauptstadt Longyearbyen liegt auf 78° nördlicher Breite nur noch knapp 1.000 Kilometer vom Nordpol entfernt. Entsprechend kühl ist das Klima hier und lange Polartage wechseln sich mit langen Polarnächten ab.
Erschlossen wurden die Inseln zunächst vor allem für den Kohlebergbau. Heute spielt der Tourismus eine zunehmend wichtige Rolle. Wanderer, Abenteurer und Naturinteressierte zieht es in diese abgelegene Region. Uns hat Spitzbergen sehr beeindruckt. Von diesen Eindrücken erzählen wir dir in unserem Blogbeitrag Ein Tag auf Spitzbergen: Reisetipps für die arktische Insel.
Nordkap
Das Nordkap wird häufig als der nördlichste Punkt des europäischen Festlands genannt. Allerdings stimmt das nicht. Zum einen liegt das Nordkap auf der Insel Magerøya, die über einen 7 Kilometer langen Tunnel mit dem norwegischen Festland verbunden ist. Zum anderen ragt die benachbarte Landzunge Knivskjellodden 1,4 Kilometer weiter ins Meer hinein. Berühmtheit erlangte das Nordkap jedoch wegen seiner 300 Meter steil ins Meer abfallenden Klippe und des geschickten Marketings der Betreibergesellschaft.
Anlegepunkt für das Nordkap ist die Kleinstadt Honningsvåg. Ihr Hafen ist der einzige in der Region, der groß genug für ein Kreuzfahrtschiff ist. Vom Hafen kommst du mit dem Bus in etwa 45 Minuten zum Nordkap. Mit etwas Glück kannst du während der Fahrt Rentiere am Straßenrand beobachten.
Es kann dir jedoch auch im Sommer passieren, dass die Felsklippen des Kaps im dichten Nebel liegen. Wir konnten bei unserem Besuch weder das Meer noch die Mitternachtssonne sehen. Auf dem Nordkapfelsen gibt es aber immerhin ein Besucherzentrum, in dem du Bilder und Videos bei besserem Wetter sehen kannst.
Hammerfest
200 Kilometer südlich des Nordkaps liegt Hammerfest auf der Insel Kvaløya in den norwegischen Fjorden. Lange schmückte sich Hammerfest mit dem Titel „nördlichste Stadt der Welt“. Auch heute wirbt die Stadt gerne noch damit, auch wenn es mitterweile nördlicher gelegene Orte mit Stadtrecht gibt.
Hammerfests kleines Stadtzentrum ist noch recht jung. Wie zahlreiche andere nordnorwegische Städte wurde Hammerfest beim Rückzug der deutschen Wehrmacht kurz vor Ende des 2. Weltkriegs komplett niedergebrannt, um dem Feind keine wertvollen Güter zu hinterlassen. Das einzige Gebäude das überlebte, war die kleine Kirche. Der damalige Kommandant war ein frommer Mann und brachte es nicht übers Herz, die Kirche anzuzünden.
Mit allem anderen hatte er offenbar kein Problem, sodass die Stadt 1944 dem Erdboden gleichgemacht wurde. Bereits kurz nach Kriegsende kehrten die Bewohner zurück und begannen mit dem Wiederaufbau, an den heute noch das Wiederaufbaumuseum (Gjenreisningsmuseum) erinnert.
Vom Rathausplatz gelangst du über den zikk-zakk veien („Zick-zack-Weg“) auf den Hausberg Salen. Von hier oben hast du eine wunderbare Aussicht über die Stadt und die Bucht.
Über den Gammelveien („Alter Weg“) auf der Rückseite des Berges kommst du wieder zurück ins Stadtzentrum.
Bei der Hafenausfahrt genießen wir noch einmal die schöne Fahrt durch die norwegischen Insellandschaften. Unser nächstes Ziel ist die 200 Kilometer weiter südlich gelegene Stadt Tromsø.
Tromsø
Etwa 60.000 Menschen leben in Tromsø, verteilt über mehrere Inseln und das Festland. Das Zentrum der Stadt ist die Insel Tromsøya. Von hier starteten früher nahezu alle größeren Polarexpeditionen. Auch heute noch tagt in der Stadt der Arktische Rat, in dem sich die Arktisanrainerstaaten regelmäßig austauschen. Deshalb nennt sich Tromsø selbst „Hauptstadt der Arktis“.
Tromsø hatte im 2. Weltkrieg großes Glück und wurde kaum zerstört. Darum prägen noch zahlreiche ältere Holzhäuser das Stadtbild. Aus der Kriegszeit stammt auch Tromsøs Hauptverkehrsnetz. Um die Bürger im Falle eines Bombenangriffs schützen zu können, wurde die komplette Insel untertunnelt. Diese Tunnels werden heute für den Autoverkehr genutzt und bieten ein weit verzweigtes unterirdisches Verkehrsnetz inklusive Kreisverkehr und Ampeln. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn im Winter bis zu zwei Meter Schnee liegen.
Etwas neueren Ursprungs ist die Eismeerkathedrale aus den 60er Jahren. Sie liegt auf der anderen Seite des Fjords auf dem norwegischen Festland und beherbergt das größte Buntglasfenster Europas.
Empfehlenswert ist außerdem ein kurzer Ausflug auf die Nachbarinsel Kvaløya (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Insel von Hammerfest) mit ihren schönen Landschaften.
Von Mitte Mai bis Mitte Juli geht die Sonne in der Stadt nicht unter. Diese Zeit nutzen die Leute, sind viel draußen und genießen das Tageslicht. Von Mitte November bis Mitte Januar taucht die Sonne wieder unter den Horizont. Dann ist die beste Zeit, um Polarlichter zu beobachten. Tromsø liegt nahe am magnetischen Nordpol. Deshalb ist die Aurora hier oft besonders intensiv.
Norwegens Fjorde
Nach dem Auslaufen aus Tromsø führt dich die Fahrt noch eine ganze Weile durch die faszinierenden norwegischen Fjordlandschaften mit tollen Aussichten.
Die Fjorde sind ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Am Rand des dicken europäischen Eispanzers schoben sich zahllose Gletscher entlang der norwegischen Küste ins Meer und formten die charakteristischen Landschaften.
Unsere nächste Station hätte nun Gravdal auf der Inselgruppe der Lofoten sein sollen. Der starke Wind und der Seegang machen es jedoch unmöglich, an Land zu gehen. Die kleinen Tenderboote schaukeln wild auf den Wellen und haben große Mühe, ihren Kurs zu halten. Deswegen entscheidet der Kapitän, den Landgang aus Sicherheitsgründen abzubrechen. Auch das kann bei einer Kreuzfahrt passieren. So schade dies für uns war, hatte die Reederei in Windeseile einen alternativen Stopp organisiert. Statt den Lofoton machen wir uns also auf den Weg ins 700 Kilometer weiter südlich gelegene Ålesund.
Ålesund
Ålesunds Geschichte ist eng mit Deutschland verknüpft. So war es Kaiser Wilhelm II., der die Stadt nach dem großen Brand von 1904 massiv beim Wiederaufbau unterstützte. Er war ein großer Norwegenfan und verbrachte selbst mehrere Urlaube in Ålesund.
Als er erfuhr, dass die Innenstadt bei einem großen Feuer nahezu vollständig niedergebrannt war, schickte er sofort Schiffe mit Hilfsgütern los. Medikamente, Lebensmittel und Baumaterialien finanzierte er aus seinem Privatvermögen. Noch heute führt ihm zu Ehren die Keiser Wilhelms gate (Straße) einmal quer durchs Zentrum.
Als 1905 mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, gab es in Europa gerade einen architektonischen Trend: den Jugenstil. Daher wurde das komplette Zentrum Ålesunds in diesem Baustil aus Stein neu errichtet. Bei einem Spaziergang durch die Innenstadt entdeckst du viele klassische Jugendstilelemente, die hier geschickt mit Wikingersymbolik verknüpft wurden.
Auch Ålesunds Zentrum liegt auf einer Insel. Bei einer Bootstour in der Bucht ergeben sich schöne Panoramablicke auf die Häuserfassaden.
Die Fahrt führt dich zudem durch die Schärenlandschaften in den Fjorden. Schären sind kleine Felseninseln, von denen es schätzungsweise etwa 50.000 entlang der norwegischen Küste gibt.
Bergen
Früh am nächsten Morgen erreichen wir Norwegens zweitgrößte Stadt Bergen. Mit rund 250 Niederschlagstagen ist sie die regenreichste Großstadt Europas. Etwa 270.000 Menschen leben hier. Vom Wetter mal abgesehen hat Bergen einiges zu bieten. Bergen war einmal die größte Holzstadt der Welt. Das führte immer wieder zu schweren Bränden. Die Explosion eines Munitionsschiffes im Hafen während des zweiten Weltkriegs tat ihr Übriges, um den Bestand an Holzhäusern weiter zu reduzieren. Zwar wurde vieles originalgetreu wieder aufgebaut, heute ist der Bau neuer Holzhäuser aufgrund der Brandgefahr jedoch verboten.
Bryggen
Dreh- und Angelpunkt der Altstadt war der historische Stadtteil Bryggen. Um ihre Vormachtstellung in der Region zu schützen, errichtete die Hanse hier Mitte des 14. Jahrhunderts eine große Handelsniederlassung.
Nimm dir etwas Zeit, um die tollen Holzinnenhöfe und -gebäude anzusehen. Im ganzen Viertel gibt es nur ein einziges Steingebäude. Dieser Schøtstuene genannte Gemeinschaftsraum war der einzige beheizte Bau des Viertels.
Altstadt
Abseits von Bryggen gibt es in Bergens Altstadt noch ein paar weitere gut erhaltene Holzviertel. Dicht an dicht scharen sich hier die weißen und bunten Holzhäuschen um schmale Pflasterstraßen. Kleine Cafés, Geschäfte beleben die Gässchen schaffen eine angenehme, heimelige Atmosphäre.
Direkt an der Bergener Bucht Vågen findest du den Fischmarkt der Stadt. Dort verkaufen die Fischer an kleinen Ständen alles, was das Meer vor der norwegischen Küste zu bieten hat. Darüber hinaus gibt es frisch gepflückte Beeren, Marmeladen, Säfte und Honig. Nicht zuletzt hast du von hier einen schönen Blick auf die Holzfront von Bryggen.
Fløyen
Von der Altstadt ist es nur ein kurzer Spaziergang zur Talstation der Fløibanen. Diese Standseilbahn bringt dich auf den 320 Meter hohen Hausberg Fløyen. Von hier hast du eine fantastische Aussicht über Bergen und die umliegende Landschaft.
Mit dem Schiff durch Bergens Fjorde
Eine Schifffahrt durch die Fjorde von Bergen ist eine schöne Gelegenheit, die wunderbaren Landschaften außerhalb der Stadt zu erkunden.
Die kleinen Ausflugsboote können auch in die engeren Seitenarme hineinfahren. Vom Wasser aus entdeckst du so kleine Ferienhäuser, felsige Inseln und unberührte Natur.
Am Nachmittag legen wir in Bergen ein letztes Mal ab und machen uns auf den Rückweg in Richtung unserers Start- und Endhafens Kiel. Die Hafenausfahrt ermöglicht uns noch einmal herrliche Aussichten auf die Fjordlandschaften und ist ein gelungener Abschluss für Norwegen und eine wunderbare Nordatlantik-Kreuzfahrt.
Fazit
Zehn spannende Häfen liegen hinter uns. Fast 10.000 Kilometer haben wir auf unserer Kreuzfahrt durch den Nordatlantik zurückgelegt. Die Reise durch Nordeuropa war sehr abwechslungsreich und trotz des eher schlechten Wetters haben uns die Landschaften beeindruckt. Alle drei Länder dieser Reise – Schottland, Island und Norwegen – werden wir daher sicherlich in Zukunft wieder einmal besuchen, um sie noch besser kennenzulernen!
Reiseführer Nordeuropa
- MARCO POLO Reiseführer Kreuzfahrt Nordland *
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Wir wären gern dabei gewesen.
Es war wirklich sehr beeindruckend, trotz des Wetters!