Albanien hat erst seit einigen Jahren den Tourismus für sich entdeckt. Und das zu Recht – das kleine Land am Mittelmeer hat einiges zu bieten! Auf einem dreitägigen Roadtrip durch Mittelalbanien haben wir erste Bekanntschaft mit der schönen Region gemacht. Die Highlights unserer Reise stellen wir dir in diesem Artikel vor.
Inhalt
Albanien im Überblick
Albanien, auf albanisch Shqipëri, ist etwa so groß wie Belgien und liegt an der Westküste der Balkanhalbinsel direkt am Mittelmeer. Gut 2,4 Millionen Menschen leben hier, davon etwa 400.000 in der Hauptstadt Tirana (Tiranë).
Albanien hat eine lange Geschichte mit wechselnden Herrschaften von Illyrern, Griechen, Römern und Slawen. Im 15. Jahrhundert leistet der heutige Nationalheld Georg Kastriota, genannt Skanderbeg, den osmanischen Truppen 25 Jahre lang erbitterten Widerstand. Schlussendlich jedoch erfolglos, über 400 lang bleibt Albanien Teil des Osmanischen Reiches. Erst 1912 wurde Albanien ein unabhängiger Staat.
Nach den Wirren des 1. und 2. Weltkriegs gelangte Albanien in den Einflussbereich der kommunistischen Bewegung. 1944 rief deren Anführer Enver Hoxha die Sozialistische Volksrepublik Albanien aus und installierte sich selbst als Diktator. Seine Schreckensherrschaft galt als eines der brutalsten kommunistischen Regimes. Repressalien, Arbeitslager und „verschwindende“ Oppositionelle waren an der Tagesordnung. Die genauen Opferzahlen sind nicht bekannt. Bis heute werden jedoch immer wieder Massengräber aus dieser Zeit entdeckt.
Nach Hoxhas Tod 1985 konnten seine Gefolgsleute das System noch bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion aufrechterhalten. 1991 fanden erstmals freie Wahlen statt, seit 2014 ist Albanien Beitrittskandidat für die Europäische Union.
Die Route für unseren Roadtrip durch Mittelalbanien nachfolgend im Überblick. Insgesamt haben wir auf dieser Reise 440 Kilometer zurückgelegt.
Tirana
Start- und Endpunkt unserer Reise ist die albanische Hauptstadt Tirana. Sie ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Landes. Tiranas Zentrum bildet der weitläufige Skanderbeg-Platz (Sheshi Skënderbej). Auf oder um ihn herum befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt wie die unter osmanischer Herrschaft entstandene Et’hem-Bey-Moschee mit ihrem charakteristischen Uhrturm.
An der Nordseite des Skanderbeg-Platzes erinnert ein Mosaik auf der Fassade des Historischen Nationalmuseums an verschiedene Epochen aus der albanischen Geschichte.
Das südliche Ende des Platzes markiert die in moderner Architektur errichtete orthodoxe Auferstehungskathedrale.
Südlich des Skanderbeg-Platzes schließt das Gelände der ehemaligen Festung von Tirana an. Das Areal beherbergt heute ein Einkaufszentrum und eine Restaurantmeile.
Kruja
Die Kleinstadt Kruja (Krujë) liegt 30 Kilometer nördlich von Tirana an den Hängen des bis zu 1.850 Meter hohen Skanderbeggebirges. Dank der strategisch günstigen Lage entwickelte sich hier bereits im Frühmittelalter eine größere Siedlung. Ihre Altstadt wurde nach einem schweren Erdbeben im 17. Jahrhundert schön restauriert. In den kleinen Geschäften bieten Händler lokale Produkte und Souvenirs an.
Hoch über der Stadt thront die Festung Kruja. Sie wurde im späten 12. Jahrhundert zum Schutz vor den osmanischen Truppen errichtet. Von hier reicht der Blick weit über die umliegenden Landschaften und ermöglichte eine frühzeitige Sichtung der Gegner.
Auf dem Gelände der Burg wurde 1982 ein Museum zu Ehren des albanischen Nationalhelden Skanderbeg errichtet. Das Prestigeprojekt des kommunistischen Diktators Enver Hoxha wurde von seiner Tochter gestaltet und einer historischen Burg nachempfunden.
Durrës
Durrës ist Albaniens zweitgrößte Stadt nach dem nur 30 Kilometer östlich gelegenen Tirana . Gut 110.000 Menschen leben hier. Der Hafen von Durrës ist der größte und wichtigste des Landes. Von hier starten auch die Fähren zum 150-200 Kilometer entfernten italienischen Festland.
Mit seinen weitläufigen Sandstränden ist Durrës zudem ein beliebtes Ziel für Touristen aus dem In- und Ausland. Der Tourismusboom hat leider dazu geführt, dass die Stadt ziemlich verbaut ist. Von den Stränden abgesehen ist sie daher aus unserer Sicht nicht besonders sehenswert. Für einen kurzen Zwischenstopp auf dem Weg nach Süden eignet sie sich jedoch allemal.
Berat
100 Kilometer südöstlich von Durrës liegt Berat. Die weißen Fassaden der Stadt zählen zu den bekanntesten Reisezielen in Albanien und sollten auf deinem Roadtrip nicht fehlen. Tief hat sich der Fluss Osum hier in die Berge eingegraben. Entlang der steil aufragenden Felswände reihen sich die Häuser der Altstadt dicht an dicht.
Zwischen ihnen schlängeln sich schmale Gassen den Berg hinauf, über die du das Zentrum gut erkunden kannst.
Von oben hast du weitere schöne Blicke über die Häuserdächer und das gegenüberliegende Flussufer. In der Altstadt findest du zudem mehrere schöne Boutiquehotels und zahlreiche Restaurants.
Hoteltipp Berat: Hani i Xheblatit *, gemütliches Hotel mitten in der Altstadt von Berat mit gutem Frühstück auf der Dachterrasse. Parken kostenfrei an der Hauptstraße möglich, von dort sind einige Stufen zum Hotel zu überwinden.
Restauranttipp Berat: Homemade Food Lili *, während seine Frau hervorragende albanische Küche zubereitet, kümmert sich Lili unglaublich charmant um die je nach Wetter vier bis sechs Tische im hauseigenen Hinterhof. Ein absolutes Erlebnis und eine klare Empfehlung für Berat!
Apollonia
Die Ruinenstätte Apollonia liegt rund 60 Kilometer westlich von Berat nahe der Stadt Fier. Bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Griechen die Stadt. Über den Fluss Vjosa war Apollonia vom wenige Kilometer entfernten Mittelmeer per Schiff erreichbar. Dies machte die Stadt zu einem wichtigen Hafen der Antike und ließ sie fast 1.000 Jahre lang erst unter griechischer, später unter römischer Herrschaft florieren.
Im 4 Jahrhundert n. Chr. verschob ein Erdbeben den Flusslauf so stark, dass Apollonias Hafen unbenutzbar wurde. Nach und nach verfiel die Stadt und wurde schließlich ganz aufgegeben. 300 Jahre später wurde in den Ruinen Apollonias das Kloster Shën Meri gegründet. Weitere 500 Jahre dauerte es bis zur Errichtung der Klosterkirche, die heute als Museum zahlreiche Ausgrabungsfunde beherbergt.
Kloster Ardenica
Nur 20 Kilometer nördlich von Apollonia liegt mit Ardenica (Ardenicë) eine weitere schöne Klosteranlage. Das orthodoxe Kloster entstand vermutlich im 13. Jahrhundert unter byzantinischer Führung.
Über die Jahrhunderte wurde das Gelände stetig erweitert und erreichte seinen Höhepunkt im 18. Jahrhundert. Der kommunistische Machthaber Enver Hoxha ließ die Mönche in den 1960er-Jahren gewaltsam vertreiben. Erst in den 1990er-Jahren wurde das Kloster zurückgegeben und beherbergt heute wieder eine kleine religiöse Gemeinschaft.
Divjakë-Karavasta-Nationalpark
Die letzte Station auf unserem Roadtrip durch Mittelalbanien ist der Divjakë-Karavasta-Nationalpark. Er liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Ardenica am Mittelmeer, das hier eine weitläufige Lagune bildet.
Um die Lagune wachsen bis zu 400 Jahre alte Pinienwälder. An mehreren Stellen führen Holzstege tiefer in die Natur hinein. Der weitläufige Strand, die schönen Wälder und die zahlreichen Tierarten des Nationalparks machen ihn zu einem beliebten Ausflugsziel bei den Einheimischen.
Vom Nationalpark sind es schließlich noch knapp 100 Kilometer zurück in die Hauptstadt Tirana, wo unser wunderbarer Albanien-Roadtrip zu Ende geht.
Fazit
Albanien hat uns sehr positiv beeindruckt! Die vielfältigen Landschaften und historischen Bauwerke bieten Reisenden ein abwechslungsreiches Programm an. Besonders begeistert haben uns die unglaublich herzlichen und gastfreundlichen Menschen. Dazu ist Albanien für mitteleuropäische Verhältnisse noch sehr günstig.
Auf unserem dreitägigen Albanien-Roadtrip konnten wir einen guten ersten Eindruck gewinnen. Dieser hat uns bestätigt, dass wir sicherlich noch einmal wiederkommen werden. Den gebirgigen Norden des Landes und die Traumstrände im Süden wollen wir auf jeden Fall auch noch kennenlernen!
Wir sind generell große Fans der Balkanregion. Weitere Reiseziele stellen wir dir in diesen Artikeln vor:
- 8 Tage Roadtrip durch Montenegro: Unsere Route
- Bosnien und Herzegowina: 3 Tage Roadtrip mit Sarajevo und Mostar
Reiseführer Albanien
Reiseinfos Albanien
Sprache
Albanisch. Regional verschiedene Minderheitensprachen wie Griechisch und Mazedonisch.
Zeitzone
MEZ, UTC+1, Sommerzeit von März bis Oktober. Kein Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz.
Währung
Albanischer Lek (ALL), keine Unterteilung, kleinste Münze 1 ALL. Kartenzahlung ist nicht überall möglich, es schadet also nicht, immer ausreichend Bargeld dabeizuhaben.
Roadtrip-Info
Rechtsverkehr. Der Straßenzustand variiert stark je nach Region. Auch auf Autobahnen sind bisweilen Pferdefuhrwerke unterwegs, sei also stets aufmerksam.
Sofern nicht anders ausgeschildert, gilt innerorts ein Tempolimit von 40 km/h, außerorts und auf einspurigen Schnellstraßen 80 km/h, auf zweispurigen Schnellstraßen 90 km/h, auf Autobahnen 110 km/h.
Der europäische Scheckkartenführerschein wird anerkannt und ist ausreichend. Es schadet jedoch nicht, sicherheitshalber einen internationalen Führerschein dabeizuhaben.
Strom/Adapter
230 V/50 Hz, kein Steckeradapter erforderlich.
Trinkgeld in Albanien
Trinkgeld ist in Albanien immer optional und abseits der touristischen Regionen nicht unbedingt verbreitet. Je nach Zufriedenheit kannst du im Restaurant die Rechnung um bis zu 10 Prozent aufrunden.
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