Feuerland – das südliche Ende Amerikas. Eine Inselgruppe etwas größer als Irland, vom Festland durch die Magellanstraße getrennt. Im Westen ragen die letzten Gebirgszüge der Anden empor, bevor sie an der Südostspitze der Hauptinsel Isla Grande im Meer versinken. Argentinien und Chile teilen sich den Archipel, von dem ein Großteil unter strengem Naturschutz steht. Ihren Namen bekamen die Inseln von den spanischen Entdeckern. Aufgrund der rauen klimatischen Bedingungen und kühlen Temperaturen entzündeten die hier lebenden indigenen Völker überall große Feuer. Diese sahen Magellan und seine Männer von ihren Schiffen von weitem und tauften die Region Feuerland, auf spanisch Tierra del Fuego. Auch uns beeindruckt die Region schon aus der Ferne, in unserem Fall beim Anblick aus dem landenden Flugzeug. Doch nicht nur von oben fasziniert Feuerland. Was du dort in zwei Tagen erleben kannst, erzählen wir dir hier.
Inhalt
Raue Natur im Nationalpark Tierra del Fuego
Unseren ersten Tag auf Feuerland widmen wir dem Tierra-del-Fuego-Nationalpark. Er beginnt nur wenige Kilometer außerhalb von Ushuaia und eignet sich somit gut für einen (Halb-)Tagesausflug. Neben geführten Touren fahren stündlich Kleinbusse von der Tourist Info in den Nationalpark. Alternativen dazu sind ein eigener Mietwagen oder das Mountainbike. Nur der südlichste Teil des Nationalparks ist für Besucher zugänglich. Das restliche Gebiet ist strikt geschützt.
Die Bahia Ensenada und das südlichste Postamt der Welt
Der erste Halt im Park ist die Bahia Ensenada. Wir steigen aus dem Fahrzeug und werden fast weggeweht. Mit rund 70 km/h bläst der Wind heute, für hier ein „laues Lüftchen“, wie unser Guide Paula erklärt. Der Ausblick ist spektakulär. Einsam ragt ein kleiner Holzsteg ins Meer, vor uns sehen wir die letzten Inseln Südamerikas. Sie gehören bereits zu Chile und in 150 Kilometern Entfernung endet der Kontinent am berühmt-berüchtigten Kap Hoorn.
Bei hochsommerlichen 10 Grad spazieren wir entlang des Kiesstrandes und genießen die raue Stimmung dieses beeindruckenden Ortes. Trotz des starken Windes sprießen überall zaghafte Blümchen empor. Die Wellen schlagen unablässig gegen die Küste und schmale Holzstege führen tiefer in die umliegende Natur.
Einer hat diesen Ort zu seinem Arbeitsplatz erkoren: Der Postbeamte des südlichsten Postamts der Welt. In einer Wellblechhütte auf dem Holzsteg stempelt er für ein kleines Entgelt Postkarten oder Reisepässe ab und verkauft Souvenirs aller Art. Die Öffnungszeiten variieren mit dem Wetter und der Jahreszeit, im Winter ist die Nachfrage gering.
Flüsse, Seen und Lagunen
Wenige Kilometer weiter erreichen wir den Fluss Río Lapataia. Hier findest du das Besucherzentrum des Nationalparks, das auch ein Restaurant beherbergt. Von dessen Terrasse hast du eine herrliche Aussicht übers Wasser.
Etwas weiter nördlich gelangst du zum Lago Roca. Nahezu unberührt liegt der See zwischen den Bergen und ist von dichten Wäldern umgeben. Ein kleiner Trampelpfad führt entlang des Ufers, vorbei an wunderbar blühenden Sträuchern und kleinen Seitenarmen des Lapataia-Flusses.
Nun folgen wir wieder der Ruta Nacional No. 3. Die Nationalstraße 3 führt über 3.000 Kilometer von Buenos Aires durch ganz Patagonien bis hier hinunter in den Süden. Sie ist der Hauptverkehrsweg im Nationalpark Tierra del Fuego, auch wenn sie so weit südlich nur noch eine Schotterpiste ist. Immer wieder gibt es entlang der Strecke Aussichtspunkte, die tolle Blicke in die weiten Landschaften erlauben.
Nicht alle Teile des Parks erreichst du mit dem Auto. An manche Orte kommst du nur zu Fuß. Du hast die Wahl zwischen längeren und kürzeren Wanderungen. Nur ein leichter Spaziergang ist es zur Laguna Negra (Schwarze Lagune). Die Lagune versumpft allmählich und verwandelt sich in ein Moor. Daher kommt die namensgebende schwarze Färbung des Wassers. Der Uferbereich ist nur noch über Holzstege zugänglich, von denen leider einige bei einem Unwetter weggespült wurden.
Die Bahia Lapataia
Unser letzter Stopp im Nationalpark führt uns zur Lapataia-Bucht. Hier mündet der Lapataia-Fluss in den Beagle-Kanal. Auf mehreren Wanderwegen kannst du die Umgebung erkunden. In jedem Fall lohnenswert ist ein Abstecher zum Aussichtspunkt Mirador Bahia Lapatia. Dieser künstlich angelegte Holzbalkon liegt erhöht über der Bucht und eröffnet eine wunderbare Sicht.
Wieder unten am Wasser angekommen erreichen wir den Endpunkt der Ruta 3. Ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter und das südamerikanische Straßennetz ist offiziell zu Ende.
So auch unser Tag im Tierra-del-Fuego-Nationalpark. Beeindruckt von der wilden und wunderschönen Natur machen wir uns auf den Rückweg nach Ushuaia. Dort lassen wir den Abend in unserer Unterkunft bei einem gemütlichen Asado, also einer Grillerei, ausklingen.
Mit dem Schiff auf dem Beagle-Kanal
Der nächste Vormittag ist dem Wasser gewidmet. Gestern im Nationalpark standen wir mehrmals am Beagle-Kanal. Diese natürliche Wasserstraße verbindet auf 240 Kilometern den Pazifik mit dem Atlantik. Ihr östlicher Teil bildet die Grenze zwischen Argentinien und Chile. Bekannt ist der Kanal vor allem für seine reiche Artenvielfalt, die wir uns heute genauer ansehen.
Wir fahren eine Weile durch die herrliche Kulisse der bis zu 2.500 Meter hohen Darwin-Bergkette, bis der Katamaran plötzlich langsamer wird. Vor uns breiten sich ein paar kleine Felseninseln aus, auf denen einiges los ist. Dicht an dicht gedrängt liegen unzählige Robben auf der Klippe und lassen sich die Sonne auf den Pelz scheinen. Im Vordergrund putzen ein paar Kormorane ihr Gefieder. Plötzlich bricht Tumult aus. Eine Jungrobbe bahnt sich den direktesten Weg zum Wasser und robbt einfach über die anderen Tiere hinweg. Diese quittieren das mit einem verärgerten Grunzen. Unser Katamaran scheint sie hingegen überhaupt nicht zu stören, sodass wir die faszinierenden Tiere in aller Ruhe beobachten können.
Der Leuchtturm von Les Éclaireurs
Nur wenige Kilometer weiter bietet sich uns der nächste tolle Blick. Um die vorbeifahrenden Schiffe vor der kleinen Inselgruppe Les Éclaireurs inmitten des Kanals zu warnen, wurde vor rund 100 Jahren auf Anraten einer französischen Expedition ein kleiner Leuchtturm errichtet. Er ist bis heute in Betrieb, inzwischen allerdings vollautomatisiert und ferngesteuert. Seine Energie bezieht er aus Solarpaneelen. Da kein Leuchtturmwärter mehr auf der Insel lebt, hat die Natur sie sich zurückgeholt. Hunderte Kormorane trocknen ihre Flügel in der Sonne und eine weitere Robbenkolonie grunzt vor sich hin. Zusammen mit den Bergen im Hintergrund ein einzigartiger und wunderschöner Anblick!
Wir setzen unsere Fahrt Richtung Osten fort und lassen die kleinen Felseninseln hinter uns. Doch immer noch gibt es genug zu sehen. Neben dem Schiff starten und landen unablässig Kormorane und Möwen. Hin und wieder auch ein Albatros. Mit bis zu dreieinhalb Metern Flügelspannweite zählt er zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Sein hohes Gewicht von bis zu 12 Kilogramm führt an Land oft zu halsbrecherischen Landemanövern. Für kurze Flugpausen bevorzugt er daher das Wasser. Wieder wird das Boot langsamer und es wartet eine Überraschung auf uns: Drei Buckelwale begleiten uns und immer wieder tauchen ihre majestätischen Schwanzflossen aus dem Wasser auf. Wale kommen nur sehr selten in den Beagle-Kanal, daher ist das Spektakel selbst für unseren Guide Paula ein besonderes Erlebnis.
Pinguine auf der Isla Martillo
Der östlichste Punkt unserer Fahrt auf dem Beagle-Kanal ist die Isla Martillo. Die langgezogene, schmale Insel ist mit vielen kleinen Höhlen übersät. Diese bieten ideale Nistplätze für eine ganz besondere Spezies: Pinguine. Unzählige der drolligen Vögel bevölkern das Eiland und lassen sich durch die Schiffe nicht aus der Ruhe bringen. Völlig ungeniert watscheln sie am Kiesstrand entlang, schwimmen eine schnelle Runde im seichten Wasser oder stehen gemütlich in der Sonne.
Drei verschiedene Arten leben hier: Der komplett schwarz-weiße Magellanpinguin, der Eselspinguin mit rotem Schnabel und einige wenige Exemplare des Königspinguins mit seinem charakteristischen gelben Fleck hinter den Ohren. Königspinguine kommen sonst nur südlich des Südpolarkreises vor. Warum sich so weit nördlich eine kleine Kolonie niedergelassen hat, ist bislang ungeklärt. So niedlich Pinguine auch anzusehen sind: Viele Arten sind durch Überfischung und schrumpfenden Lebensraum gefährdet. Landgänge auf der Isla Martillo sind zwar immer noch erlaubt, allerdings nur noch auf streng abgegrenzten Wegen. Uns genügt der Blick vom Wasser, wir wollen diese wunderbaren Tiere nicht stören.
Hier macht unser Schiff kehrt und am frühen Nachmittag kommen wir wieder im Hafen von Ushuaia an. Eine Fahrt auf dem Beagle-Kanal ist aus unserer Sicht eine absolut empfehlenswerte Aktivität. Die traumhafte Landschaft in Kombination mit der Tierwelt war für uns ein einzigartiges Erlebnis!
Ein Spaziergang durch Ushuaia
Den restlichen Tag nutzen wir dazu, das Zentrum von Ushuaia zu erkunden. Die Stadt wurde ursprünglich als Strafkolonie gegründet. Das Gefängnis ist jedoch schon seit 1947 außer Betrieb und dient mittlerweile als Museum.
Heute ist Ushuaia vor allem Ausgangspunkt für Kreuzfahrten in die nur noch gut 1.000 Kilometer entfernte Antarktis. Das kleine Stadtzentrum besteht daher hauptsächlich aus Geschäften, die Souvenirs und Outdoorkleidung verkaufen. Zwei alte Londoner Doppeldeckerbusse bieten Stadtrundfahrten an, wenngleich uns nicht ganz klar ist, was genau hier besichtigt wird. Abgesehen vom Tourismus ist in der Stadt wenig geboten. Das hat ihr — zusammen mit ihrer geographischen Lage — bei den Einheimischen den Spitznamen „Das Ende der Welt“ eingebracht.
Fazit
Auch wenn Ushuaia selbst kein Highlight ist — die umliegende Natur ist es definitiv! Sowohl der Feuerland-Nationalpark als auch der Beagle-Kanal haben uns absolut begeistert. Zwei Tage waren für uns ein guter Zeitraum, um die Südspitze des amerikanischen Doppelkontinents zu entdecken. Die weitgehend unberührte Natur, die abwechslungsreiche Tierwelt und die rauen klimatischen Bedingungen machen Feuerland zu einem tollen Reiseziel, das aus unserer Sicht auf einer Patagonien-Rundreise nicht fehlen darf. Unsere komplette Reiseroute findest du in unserem Artikel Zwei Wochen Patagonien: Von Buenos Aires bis Santiago de Chile.
Reisetipps Ushuaia und Feuerland
Hotel in Ushuaia
Hosteria Mi Vida,Terra australis 902, Barrio del Recodo
Hosteria Mi Vida auf booking.com *
Gemütliches Gästehaus etwas außerhalb des Stadtzentrums mit eigenem Restaurant, in dem der sympathische Besitzer Rogelio selbst kocht. Gutes Frühstück, gratis WLAN.
Restaurant in Ushuaia
El Almacen Ramos Generales, Avenida Maipú 749
www.ramosgeneralesush.com.ar
Gemütliches Bistro mit guter argentinischer Küche und schöner Auswahl aus lokalen Biersorten. Gratis WLAN.
Transport vor Ort
Im kleinen Ortszentrum von Ushuaia kannst du alles zu Fuß erledigen. Manche Hotels und Hosterias liegen etwas außerhalb und sind entweder mit einem eigenen Transfer oder dem Taxi erreichbar.
In den Tierra-del-Fuego-Nationalpark kommst du mit Bus, Taxi oder organisierter Tour. Alternativ mit dem Mietwagen oder dem Mountainbike.
Fahrten auf dem Beagle-Kanal werden von mehreren Gesellschaften angeboten. Tickets bekommst du direkt am Hafen oder in der Tourist Info.
Reiseinfos Argentinien
Sprache
Spanisch
Zeitzone
MEZ -4, UTC -3, keine Sommerzeit. Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich/Schweiz variiert somit.
Währung
Argentinischer Peso (ARS), 1 ARS (~0,0078 EUR) = 100 Centavos, Stand Januar 2019
Strom/Adapter
220 V/50 Hz, Adapter Typ I * notwendig. Manchmal gibt es Doppelsteckdosen, in die auch die europäischen Flachstecker passen.
Trinkgeld Restaurant
Wenn das Trinkgeld nicht in der Rechnung enthalten ist („servicio incluido“), sind für guten Service 5-10 % des Rechnungsbetrags angemessen. Das Trinkgeld wird bar auf dem Tisch liegengelassen.
Trinkgeld Taxi
Trinkgeld im Taxi ist unüblich. Wer zufrieden ist, kann nach eigenem Ermessen aufrunden.
Trinkgeld Hotel
Gepäckträger: 1 EUR (~130 ARS) pro Gepäckstück
Reinigungspersonal: ca. 1-2 EUR (~130 ARS) pro Tag
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Sehr nützlicher, gut geschriebener Bericht. Danke für die vielen Infos und schönen Fotos!
Ushuaia ist bei einem Patagonien Roadtrip auf jeden Fall mit eingeplant. Ob ich hin fliege oder fahre ? Vorher schaue ich mir noch eure anderen Berichte zu der Gegend an.
VG, Schwerti
Danke dir, das freut uns! Ein paar Berichte sind noch geplant, wenn du Fragen hast, immer her damit :)
Viele Grüße
Wolfgang
Hallo,
vielen Dank für diesen sehr informativen Beitrag! Wir (ich und mein Freund) wollen eine Reise nach Argentinien machen, vielleicht schon im Sommer und ich war auf der Suche nach Informationen, also danke nochmals! :)
LG
S.
Hallo Silvie,
das freut uns, vielen Dank! In unserem Sommer herrscht in Ushuaia allerdings tiefster Winter. Da solltet ihr euch also vorher gut informieren, ob überhaupt alles geöffnet bzw. in Betrieb ist.
Liebe Grüße
Wolfgang
Oh, da hat sich seit den 90er Jahren aber viel verändert. Nichtsdestotrotz ist es ein wunderbares Reiseziel. Ich mochte Ushuaia und das Umland sehr.
Liebe Grüße
DieReiseEule Liane
Da hat sich sicherlich viel getan. Vor allem mit dem zunehmenden Kreuzfahrtverkehr hat sich die Stadt ziemlich verändert. Uns hat es trotzdem sehr gut gefallen!
Liebe Grüße
Wolfgang