Vilnius ist nicht nur Hauptstadt, sondern auch größte Stadt Litauens. Etwa 570.000 Menschen leben hier im Südosten des Landes, nur noch knapp 30 Kilometer von der belarusischen Grenze entfernt. Gegründet wurde die Stadt im Mittelalter, um das Großfürstentum Litauen zu verwalten. Bis ans Schwarze Meer reichten dessen Grenzen in ihrer größten Ausdehnung. Es folgte eine wechselhafte Geschichte: Eine Staatenunion mit Polen, Teil des russischen Zarenreichs, eine kurze Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg. Anschließend erst eine sowjetische, dann eine deutsche Besatzung und nach Kriegsende eine Eingliederung in die Sowjetunion. Erst 1990 gelangte Litauen endgültig in die Unabhängigkeit und ist seit 2004 Vollmitglied der Europäischen Union. Was du in Vilnius an einem Tag alles entdecken kannst, stellen wir dir in diesem Beitrag vor.
Inhalt
Das Kathedralenviertel
Im Norden der Innenstadt steht die Kathedrale St. Stanislaus mit ihrem charakteristischen Glockenturm. An ihrem Platz stand Litauens erste Kirche, deren Ruinen noch heute unter dem aktuellen Bau schlummern. In der Kathedrale wurden seinerzeit die litauischen Großfürsten gekrönt und viele litauische Würdenträger fanden hier ihre letzte Ruhe.
Gleich hinter der Kathedrale steht das wieder erbaute Großfürstliche Schloss. Es war Heimat der polnisch-litauischen Großfürsten. Als Litauen Anfang des 19. Jahrhunderts ins russische Zarenreich eingegliedert wurde, ordnete der Zar die Zerstörung des bereits früher teilweise abgebrannten Schlosses an. Erst 2013 wurde es als Museum und Veranstaltungszentrum wiedereröffnet.
Bis zurück ins 14. Jahrhundert reichen die Ruinen der Oberen Burg, die auf dem Burgberg hinter dem Schloss thronen. Von ihr ist nur noch der Gediminas-Turm erhalten. Eigentlich fährt eine Standseilbahn auf den Berg. Wegen Erdrutschgefahr ist diese jedoch Stand Sommer 2017 außer Betrieb.
Von oben hast du wohl einen schönen Rundblick über Vilnius. Da wir diesen aber schon von unserem Hotel aus hatten, sparen wir uns den schweißtreibenden Aufstieg.
Wenn du noch höher hinaus willst, kannst du vom Kathedralenplatz eine gute halbe Stunde auf den Berg der Drei Kreuze wandern. Er liegt noch etwas weiter östlich und soll ebenfalls eine schöne Aussicht ermöglichen.
Die nördliche Altstadt
Vilnius‘ Altstadt ist seit über 20 Jahren UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist recht gut erhalten und so macht es Spaß, durch die kleinen Gassen zu schlendern. Etwa 80 % der Litauer sind römisch-katholischen Glaubens. Daher gibt es in der Stadt zahlreiche Kirchen.
Manchmal stehen sie auch direkt nebeneinander. So zum Beispiel die St.-Annen-Kirche mit der benachbarten Bernhardinerkirche. Zusammen geben sie ein schönes Ensemble fast direkt am kleinen Flüsschen Vilnia.
Die Republik Užupis
Auf der anderen Seite der Vilnia liegt eine Besonderheit von Vilnius: Die Republik Užupis. Sie war früher das jüdische Wohnviertel. Die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs führten dazu, dass die Häuser nach Kriegsende nahezu völlig verwaist und zunehmend dem Verfall ausgesetzt waren. Erst nachdem Litauen 1990 unabhängig wurde, wandelte sich der Stadtteil langsam in ein Künstlerviertel. Als Kunstaktion riefen die neuen Bewohner 1997 die Freie Republik Užupis aus.
Sie waren unzufrieden mit der Engstirnigkeit der Menschen und wollten dem Viertel eine Identität verleihen. Kurzzeitig gab es sogar eine zwölf Mann starke Armee. Man einigte sich dann jedoch darauf, dass die Republik ein komplett gewaltfreier Ort sein soll. Daraufhin lösten sich die Streitkräfte kurzerhand wieder auf.
Weiterhin gültig ist hingegen die Užupis’sche Verfassung. Sie umfasst 41 Artikel. Der wichtigste davon ist vermutlich Artikel 16: „Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein.“ Über 200 Botschafter vertreten die Republik im Ausland, darunter auch der Dalai Lama. Jedes Jahr am 1. April feiern die rund 7.000 „Staatsbürger“ den Jahrestag der Unabhängigkeit. Dann gibt es sogar eine eigene Währung.
Überall im Viertel gibt es kleine Cafés, Restaurants und Geschäfte. Leider ist jedoch heute kaum etwas los, sodass der Funke auf uns nicht so recht überspringen will.
Die südliche Altstadt
Wir queren die Vilnia und tauchen in den südlichen Teil der Altstadt rund um das Rathaus ein. Die barocken Prunkbauten sind hier deutlich pompöser als im nördlichen Teil.
Das südliche Ende des Zentrums markiert das Tor der Morgenröte. Es ist Teil der alten Stadtmauer und ein wichtiger christlicher Wallfahrtsort. Im Obergeschoss des Tores gibt es eine kleine Kapelle mit einer Schwarzen Madonna. Sie ist die Schutzheilige Litauens und Belarus‚. Das macht sie zu einem beliebten Pilgerziel.
Dann beenden wir unseren Rundgang auch schon wieder und machen uns auf dem Weg zum Abendessen. Bei deftigen litauischen Spezialitäten lassen wir einen schönen Tag in Vilnius gemütlich ausklingen.
Fazit
Wir mögen kleine Hauptstädte. Alles ist gut zu Fuß zu erreichen, die Atmosphäre ist gemütlich und das Zentrum ist nicht völlig überlaufen. Trotzdem gibt es Einiges, was du in Vilnius an einem Tag erleben kannst. Wenn du mehrere Tage da bist, lohnt sich ein Ausflug zum 30 Kilometer entfernten Wasserschloss von Trakai. Für den Abend empfehlen wir dir ein Getränk in der Skybar des Radisson Blu Lietuva. Von dort hast du eine wunderbare Aussicht über die ganze Stadt. Die gesamte Route unseres Baltikum-Roadtrips findest du in unserem Beitrag 10 Tage Roadtrip durchs Baltikum: Unsere Route.
Reisetipps Vilnius
Hotels in Vilnius
Radisson Blu Hotel Lietuva, Konstitucijos prospektas 20
Radisson Blu Hotel Lietuva auf booking.com *
Schönes Hotel mit beeindruckender Aussicht über Vilnius. Etwas außerhalb gelegen, ca. 30 Fußminuten in die Innenstadt. Gutes Frühstück, Parken in der Tiefgarage 10 EUR pro Nacht (mit etwas Verhandeln nur 5 EUR).
Restaurants in Vilnius
Senoji Trobelė, Naugarduko gatvė 36, senojitrobele.lt/
Sehr gute litauische Küche und lokales Bier in einem traditionellen litauischen Holzhaus. Sehr nettes Personal.
Transport vor Ort
Das kleine Zentrum von Vilnius kannst du wunderbar zu Fuß erkunden. Alternativ gibt es ein preiswertes Busnetz.
Taxis sind in Vilnius verhältnismäßig teuer und die Taxifahrer sind wahre Schlitzohren. Wenn du das Taxi nicht vorab zum offiziellen Tarif bestellst, solltest du unbedingt vor Fahrtantritt den Preis verhandeln.
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