Zürich und Grindelwald: Ein Kurztrip in die Schweiz


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Grindelwald - First

Majestätisch ragt sie vor uns auf. Wir kommen näher und die Sonne verschwindet hinter ihren Kämmen. Fast ein wenig bedrohlich wirkt sie von hier unten. Nicht ganz zu unrecht, immerhin hat sie über 60 Menschen auf dem Gewissen. Die Eiger-Nordwand zählt zu den anstrengendsten und gefährlichsten Kletterrouten der Alpen. Eingebettet in die wunderbare Landschaft des Berner Oberlands bietet das Massiv aber auch für den weniger sportlichen Reisenden eine fantastische Kulisse für einen Tagesausflug.

Grindelwald: Ein Ausflug in die Berge

Von unserem Startpunkt Zürich fahren wir etwa zwei Stunden durch die malerische Schweizer Landschaft bis nach Grindelwald. Tipp: Während der Fahrt über den Brünigpass auf keinen Fall einen Fotostopp am Aussichtspunkt Schönbühel versäumen! Von dort bietet sich ein wunderbares Panorama über den Lungerer See und die umliegenden Berge.

Wer – wie wir – nur äußerst unzureichend für eine spontane Winterwanderung ausgerüstet ist, findet in Grindelwald ausreichend Sportgeschäfte, um sich leihweise mit passendem Schuhwerk auszustatten.

Dann geht es auch schon los. Wir fahren mit der Firstbahn auf den gleichnamigen Berg First. Dort herrscht bereits reger Wintersportbetrieb und es ist recht ungewohnt, hier oben ohne Bretter an den Füßen unterwegs zu sein. Auch so gibt es aber genug zu entdecken. Wir starten mit dem First Cliff Walk, einem schmalen Metallsteg, der sich entlang des Gipfels um die Felsen windet.

Zwischendurch überspannt eine Hängebrücke den Abgrund und ganz am Ende des Pfades bietet uns ein Aussichtssteg ein spektakuläres Panorama über den Eiger sowie seine Nachbarn Schreckhorn und Wetterhorn.

Wer einkehren möchte, findet hier auch ein Wirtshaus, wir sind aber auf der Suche nach mehr Adrenalin und spazieren daher weiter zum Firstflieger. Für Inhaber eines Tagesskipasses ist die Fahrt kostenlos. Für uns kostet sie noch einmal extra, ist ihr Geld aber wert. Eingeschnallt in ein Gurtzeug hängen wir an einem Stahlseil und rasen zu viert in 50 Metern Höhe mit über 80 km/h 800 Meter bergabwärts. Tipp: Vor der Fahrt Haube abziehen, es wird windig. :)

Etwas geruhsamer geht es danach zu Fuß weiter. Rund 1.000 Höhenmeter trennen uns nun noch von Grindelwald. Gefahr für Leib und Leben droht ab hier nur noch durch Schlittenfahrer und Wintersportler. Der Wanderweg ist für die gemeinsame Nutzung freigegeben, was den Abstieg teilweise etwas erschwert. Nach knapp zwei Stunden mit toller Aussicht kommen wir wieder im Tal an und machen uns auf den Rückweg nach Zürich.

Die Balkenprobe in der Oepfelchammer

Den Abend lassen wir in der Oepfelchammer ausklingen. In dieser urigen Weinstube gelten ganz eigene Gesetze, deren Einhaltung durch den schrulligen Kellner Boris strikt kontrolliert wird. Wer möchte, kann außerdem zur „Balkenprobe“ antreten. Dabei muss sich der Bewerber aus eigener Kraft in einen schmalen Zwischenraum zwischen Decke und Stützbalken schwingen, einen zweiten Balken überwinden und dann kopfüber hängend ein randvolles Glas Wein ohne zu verschütten austrinken. Wird die Probe bestanden, darf der erfolgreiche Kandidat seinen Namen mit einem Korkenzieher in der Holzwand verewigen.

Wir sehen an diesem Abend mehrere erfolglose Versuche, die teilweise auch mit schmerzhaft aussehenden Begegnungen von Hinterköpfen mit Holzdecken enden. Eine Kandidatin jedoch schlägt sich wacker und besteht die Probe bravourös, was vom Publikum mit stürmischem Klopfen auf den Tisch (Klatschen ist gemäß der Regularien nicht gestattet) gewürdigt wird.

Alles in allem ein sehr ungewöhnliches und unterhaltsames Erlebnis, das einen schönen Tag gelungen abrundet.

Stadt & See: Zürich – Wasser überall

Der nächste Tag ist der Erkundung Zürichs gewidmet, das uns scheinbar unbedingt von seiner Wasserqualität überzeugen möchte. Nicht nur durch den schönen Zürichsee und die über 1.200 Trinkwasserbrunnen der Stadt, die von eigenen Brunnenwarten gepflegt werden. Auch von oben werden wir mit kühlem Nass beglückt: Es regnet ordentlich.

Das hält uns aber nicht von einer Erkundungstour ab. Wir spazieren durch die schöne Altstadt hinauf auf den Lindenhof. Auf diesem Hügel nahm Zürich seinen Ursprung, als die Römer ihr Kastell Turicum hier erbauten. Warum sie gerade diesen Platz wählten, wird schnell klar: Von hier haben wir eine gute Aussicht über die umliegende Stadt und die Limmat. Unverzichtbar, um herannahende Feinde rechtzeitig zu erblicken.

Wir folgen dem Verlauf der Limmat flussaufwärts bis sich vor uns der Zürichsee ausbreitet. Bananenförmig erstreckt sich dieser von hier aus 42 km nach Südosten. Auf und im Wasser gibt es viel zu tun. Ganzjährig verkehren Touristenschiffe zwischen Zürich und Rapperswil mit Zustiegsmöglichkeiten überall entlang des Ufers. Sowohl in der Limmat als auch im See gibt es zahlreiche Badeanstalten – die sogenannten „Badis“ – von denen aus man sich im Sommer im kühlen Seewasser erfrischen oder im Fluss durch die Stadt treiben lassen kann. Nachdem uns das Wetter heute nicht freundlich gesonnen ist, verweilen wir nur kurz. Wir beschließen, dass wir uns das lieber irgendwann einmal im Sommer genauer ansehen werden.

Süße Aussichten

Nur ein kurzes Stück vom Ufer entfernt erhebt sich das Grossmünster (in der Schweiz gibt es kein „ß“), eine der drei Zürcher Hauptkirchen. Innen ist das Münster sehr schlicht gehalten, uns geht es vor allem um den Aufstieg auf den Südturm. Aus 50 Metern Höhe können wir von vier Balkonen einmal rundherum die Aussicht über die Stadt genießen. Hinter dem Zürichsee könnte man von hier oben auch ein paar schöne Alpenpanoramen ergattern – wäre das Wetter etwas besser.

Nachdem es noch immer regnet, beschließen wir, die Stadterkundung nun mit dem kulinarischen Bereich abzuschließen. Hierfür bietet sich das in unmittelbarer Nähe gelegene Café & Confiserie 1842 über der Konditorei Schober an. In sehr gemütlichem Ambiente offeriert das Café die Getränke und die Konditorei eine umfangreiche Auswahl an Kuchen, Torten und anderen Backwaren. Genau das richtige also, um uns aufzuwärmen, zu stärken und noch ein bisschen mit den Freunden zu plaudern, dank deren Einladung dieser Kurztrip in die Schweiz überhaupt zustande kam.

Was noch?

Natürlich gibt es in Zürich noch einiges mehr zu entdecken. Bei besserem Wetter lohnt sich eine Fahrt auf Zürichs Hausberg Uetliberg, von dem aus man wohl einen sehr schönen Blick über die Stadt hat.

Am Abend des Ankunftstages erkunden wir auch ein bisschen Zürichs Hipster-Szene. In Frau Gerolds Garten wird im Winter ein Fondue-Pavillon errichtet. Von klassisch über Bier & Speck bis hin zu Chili gibt es hier sehr gutes Käsefondue in verschiedenen Variationen. Im Sommer verwandelt sich das Areal in eine Gartenwirtschaft mit Open-Air-Bars.

Danach lohnt sich ein Abstecher in Les Halles. Etwas versteckt hinter einer eher unscheinbaren Metalltür beherbergt eine alte Fabrikhalle mehrere Bars und Imbisslokale, einen Fahrradladen und eine Bio-Markthalle. Alles mehr oder weniger im gleichen Raum, abends unterlegt mit Live-Musik von lokalen Künstlern. Dadurch herrscht ein buntes Treiben und ein ebenso bunter Mix an Gästen bei bester Stimmung.

Ein Kurztrip in die Schweiz hat also wirklich für jeden Geschmack etwas zu bieten und ist – wenn man sich vom starken Franken nicht abschrecken lässt – die Reise auf jeden Fall wert.

Reisetipps Zürich und Grindelwald

Restaurants in Zürich

  • Frau Gerolds Garten, Geroldstrasse 23/23a, www.fraugerold.ch
    Im Winter tolles Fondue und gemütliche Atmosphäre.
  • Les Halles, Pfingstweidstraße 6, www.les-halles.ch
    Gemütlicher „Gemischtwarenladen“ mit Speisen, Getränken und Musik.
  • Oepfelchammer, Rindermarkt 12, www.oepfelchammer.ch
    Uriges Restaurant mit Weinstube. Bekannt für die „Balkenprobe“
  • Café & Confiserie 1842/Konditorei Schober, Napfgasse 4, www.cafe1842.ch
    Schönes Kaffeehaus mit großer Tortenauswahl.

Transport vor Ort

Das öffentliche Verkehrsnetz ist in der Schweiz generell sehr gut ausgebaut. In Zürich gibt es ein dichtes Netz von Straßenbahnen, Bussen und Nahverkehrszügen. Ein 24-Stunden-Ticket kostete im Januar 2023 8,80 CHF.

In den Bergen waren wir zwar mit dem Auto unterwegs, durch das dichte Zugnetz in der Schweiz kommt man jedoch auch ohne eigenen fahrbaren Untersatz sehr gut in die Natur.

Sprache
Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch

Zeitzone
MEZ, UTC+1, Sommerzeit von März bis Oktober. Kein Zeitunterschied zu Deutschland/Österreich.

Währung
Schweizer Franken (CHF), 1 CHF = 100 Rappen

Roadtrip-Info
Rechtsverkehr. Straßen gut ausgebaut und in gutem Zustand. Vignette für die Autobahn erforderlich. Tempolimit auf Autobahnen 120 km/h, auf Schnellstraßen 100 km/h, auf Landstraßen 80 km/h. Innerorts 50 km/h. Strenge Geschwindigkeitskontrollen mit empfindlichen Strafen.

Strom/Adapter
230 V/50 Hz, Adapter Typ J * für die dicken Schuko-Stecker notwendig. Europäische Flachstecker passen normalerweise ohne Adapter.

Trinkgeld Restaurant
Wenn der Service bereits in der Rechnung inkludiert ist, ist weiteres Trinkgeld optional.

Trinkgeld Taxi
Wer zufrieden ist, rundet den Fahrpreis etwas auf.

Trinkgeld Hotel
1-2 CHF für Reinigungspersonal und Kofferträger pro Tag bzw. Gepäckstück.

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4 Gedanken zu „Zürich und Grindelwald: Ein Kurztrip in die Schweiz“

  1. Hallo Wolfgang.
    Ich freue mich, dass ich deinen Blog entdeckt habe :) Ich suche schon lange nach ein paar Erlebnissen zu Zürich und endlich bin ich fündig geworden. Ich wollte schon einige Male Zürich besuchen, nur leider war die letzten Wochenenden immer schlechtes Wetter.

    Der Ausflug auf den First ist ja wunderbar :) Erinnert mich total an meinen Ausflug auf den Titlis. Dort gibt es auch eine Hängebrücke und einen Cliffwalk. Aber der Firstflieger ist natürlich der Hammer. Das schreibe ich mir gleich auf meine Schweiz-Todo-Liste.

    Ich freue mich schon auf meinen Besuch in Zürich. Meine Vorfreude hast du so eben erheblich gesteigert und hoffentlich kommt bei mir weniger Wasser von oben.

    Liebe Grüße
    Dori

    P.S.: Hab ein paar schmunzeln müssen, da man bei deinem Bericht schön erkennt, dass du aus Bayern bist bzw. in Österreich lebst ;)

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    • Hallo Dori,
      vielen Dank! :) Es freut mich, dass du bei mir hilfreiche Infos gefunden hast. Zürich ist wirklich eine tolle Stadt und du wirst dort sicher viel Spaß haben!

      Zu deinem P.S.: Mir selber fällt das logischerweise kaum mehr auf, aber wenn es für zusätzliche Schmunzler sorgt, kann es nur gut sein! ;)

      Liebe Grüße
      Wolfgang

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      • Mir fällt es auch nur auf, weil ich ein Jahr in Heidelberg gewohnt habe ;-)
        Ich bemühe mich immer, dass ich korrekte deutsche Sätze formuliere, was als Österreicher teilweise nicht so einfach ist. You know what I mean ;-)
        Viele Grüße
        Dori

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